Tag 17
Poço da Ribeira do Ferreiro
Teil 1
Gestern Abend haben wir beschlossen, für jeden von uns einen anderen Zeitplan aufzustellen, um unseren Wünschen gerecht zu werden, die manchmal unterschiedlich sind. Ausserdem schränkt der momentane Zustand meines rechten Knies meine Mobilität in einem nicht immer vorhersehbaren Ausmass ein. So verbringe ich einen ruhigen Vormittag in unserem Garten, geniesse das Dasein, die morgendliche Frische, die Vögel und die Stille und gebe so meinem Knie die Möglichkeit, sich von der gestrigen langen Wanderung zu erholen.
Nach Markus' Rückkehr fahren wir zum Strand von Fajã Grande. Er nutzt die Gelegenheit, um sich nach der langen Wanderung vom Vormittag im Meer zu erfrischen.
Unser nächstes Ziel, der Poço da Ribeira do Ferreiro, auch bekannt als Alagoinha, liegt nur 4 Kilometer entfernt von unserer Unterkunft. Es ist einer der schönsten Orte auf der Insel und daher ein Muss für einen Besuch. In diesem kleinen Paradies, das von einer üppigen Vegetation umgeben ist, gibt es eine kleine Lagune, die an eine bewaldete Klippe grenzt und von mehreren Wasserfällen gespeist wird. Ein kurzer, steiler und steiniger Weg führt dorthin.
Wir sind natürlich nicht die Einzigen und das ist auch verständlich, denn die Landschaft, die sich uns bei der Ankunft auf der Höhe des Sees bietet, ist atemberaubend. In den bewaldeten Klippen auf der anderen Seite des Sees gegenüber von uns fließen zahlreiche Wasserfälle mehr oder weniger üppig... der weinende Berg. Ricardo, unser Gastgeber, hatte uns bei unserer Ankunft am Samstag erklärt, dass viele der Wasserfälle auf der Insel in den letzten Wochen ausgetrocknet waren und erst seit dem Regen der letzten Tage wieder zu fließen begannen.
Wir haben einen Tisch für das Abendessen im Casa do Rei (Das Königshaus) reserviert, einem der von Ricardo empfohlenen Restaurants, das Markus bei der Vorbereitung der Reise als das beste der Insel bewertet hatte. Es befindet sich in Lajes im Südosten.
Auf der Fahrt nach Lajes zeigt mir Markus Teile seiner heutigen Wanderung, unter anderem halten wir an einem Miradouro, von dem aus wir die Wasserfälle von heute Nachmittag aus der Ferne sehen können.
Lajes ist die zweitgrösste Kreisstadt der Insel Flores. Der Ort ist nicht gross und hat mit ca. 550 (früher 1000) Einwohnern mitteleuropäisches Dorfniveau. Dennoch ist Lajes ein typischer und schöner Küstenort.
Da wir zu früh für das Restaurant sind, machen wir eine kurze Pause im Zentrum der "Stadt", werfen einen Blick in die Kirche und auf den Hafen, der im Oktober 2019 durch die 20 Meter hohen Wellen des Hurrikans Lorenzo weitgehend zerstört wurde. Der Wiederaufbau des Hafens ist weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Dies erklärt zum Teil die Versorgungsengpässe auf der Insel.
Wie sich diese Engpässe im Alltag auswirken, erleben wir gerade ganz konkret. Wir wollen frisches Gemüse und Salat für das Abendessen morgen Abend zu Hause einkaufen. In Lajes gibt es den grössten Supermarkt der Insel, Helio's, der bis 19 Uhr geöffnet hat. Der Parkplatz ist leer. An der Tür des Supermarktes hängt ein Schild, auf dem steht, dass der Supermarkt diese Woche um 18 Uhr schliesst, aus Gründen, die wir mit unseren sehr geringen Portugiesischkenntnissen nicht verstehen können. Schnell finden wir heraus, dass es drei weitere kleine Supermärkte gibt, die bis 19 Uhr geöffnet haben. Wir fahren/"rasen" von einem zum anderen. Das Ergebnis unserer Bemühungen ist auf dem letzten Foto dieses Footprints zu sehen.
Wir erreichen das Restaurant "Casa do Rei" am Ortsausgang von Lajes kurz vor 19 Uhr, sind die ersten Gäste und können uns einen Tisch aussuchen. Der Inhaber (und Koch) ist Deutscher. Aus der Küche hören wir deutsche Gesprächsfetzen. Unsere sehr nette portugiesische Kellnerin spricht perfekt Englisch. Nach den ersten Gesprächen auf Englisch fragen wir sie, ob sie auch Deutsch spricht, "oh no", antwortet sie sofort. Kurz darauf kommt sie zurück und bittet uns, mit ihr auf Deutsch zu sprechen, da sie die Sprache gerade lerne. Die Auswahl auf der Speisekarte ist nicht sehr gross, bietet aber einige feine Möglichkeiten: Eine kleine Vorspeise (Brot und Dips) mit einem super leckeren Fischsalat, danach Pfefferfischfilet mit Rosmarinkartoffeln, Schokoladenkuchen für Markus und Eis mit heissen Beeren für mich, alles sehr fein zubereitet und sehr freundlich serviert, erfreut unsere Gaumen, so dass wir für unser Abschiedsessen von der Insel am Freitagabend gleich wieder einen Tisch reservieren.
(Michel)
- Typischer Ochsenkarrenweg, trifft man hier oft an
- Poço da Ribeira do Ferreiro