Infos zu Santa Maria, die in keinem Reiseführer stehen

alles rund um die Insel Santa Maria.
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acoriano
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Infos zu Santa Maria, die in keinem Reiseführer stehen

Beitrag von acoriano » 14.08.2007, 11:22

In einschlägigen Reiseführern sind mitunter schon viele, auch detallierte Informationen zur Geologie, zum Klima, usw. von Santa Maria enthalten (z.B. im Azoren-Band vom Michael Müller Verlag, sehr empfehlenswert). Trotzdem findet sich darin z.B. nicht die Info, dass man im September die wundervollen Strände von Santa Maria sozusagen für sich alleine hat oder dass man im November bei 22°C Luft- und 20°C Wassertemperatur noch im Meer baden kann. Klar, solche Ausführlichkeit würde den Rahmen eines Reiseführers sprengen. Dennoch, Azoren-Interessierte fragen vermehrt solche Auskünfte ab, wie man es etwa in diesem Forum immer wieder lesen kann.

Santa Maria ist eindeutig etwas für Individualisten. Deshalb kommen vor allem Taucher, Wanderer oder einfach nur Ruhesuchende. Und die Hauptinsel Sao Miguel, die touristisch schon ein kleines Mallorca ist (alles vorhanden: Viersternehotels, Golfplätze, Yachthäfen...), fängt quasi vorher die noch erträgliche Flut der Pauschaltouristen ab. Man lebt auf Santa Maria im "Schatten" der großen Schwesterinsel, geniesst aber trotzdem die Sonnenseite des Lebens. Nicht umsonst nennt man Santa Maria die "Algarve der Azoren" oder die "Ilha do sol", weil sie wirklich die sonnenreichste Azoreninsel ist. Klimatisch gesehen ist Santa Maria eindeutig mehr mit Madeira verwandt als mit ihren eigenen Schwesterinseln. Im "Winter" zeigt das Thermometer so gut wie nie unter 13°C an. Noch im September hat man vor allem an der märchenhaften Ostküste 30°C Luft- und 24°C Wassertemperatur (z.B. in der Bucht von Sao Lourenco). Da permanent eine Brise geht, sind die hohen Sommertemperaturen aber kein Problem. Klima, Flora und Fauna können einem schon ein gewisses Südsee-Feeling vermiteln.
Wo viel Sonne ist, findet sich bekanntlich auch Schatten. Im Frühjahr 2007 raste ein abgeschwächter Hurrikan-Ausläufer über die Insel und verursachte hier und da leichte Schäden (abgedeckte Dächer, zerstörte Pflanzungen). Anfang Juli 2007 gab es ein Erdbeben der Stärke 5,5 (Epizentrum 35 km südöstlich der Formigas, Gläser im Schrank wackelten nur leicht). Man muss nämlich wissen, dass genau in der Mitte zwischen Santa Maria und der Hauptinsel Sao Miguel die Bruchzone der Afrikanischen und der Euroasischen Kontinentalplatte verläuft. Seit knapp 600 Jahren hat es zwar auf Santa Maria wohl kein wirklich schweres Erdbeben gegeben, aber die Gefahr dazu besteht zumindest rein theoretisch (Santa Maria liegt nicht nur als einzige Azoren-Insel auf der Afrikanischen Kontinentalplatte, sondern tektonisch auch auf einer eigenen Mikroplatte, die quasi einen erhöhten Schutz vor Erdbeben darstellt). Eine Internet-Grafik des United States Geological Survey verdeutlicht sehr schön, dass die meisten kleineren und kleinen Erdbeben der letzten Jahrzehnte sich in der mittleren Inselgruppe der Azoren sowie auf Sao Miguel ereignet haben - Santa Maria weist gerade mal vier kleinere Ereignisse auf, Flores und Corvo (Amerikanische Platte) gar keine!

Santa Maria ist zwar nur halb so groß wie z.B. Ibiza, hat dafür aber nur etwa 5.800 Einwohner (Ibiza ca. 114.000 Einheimische - Stand 2006). Mehr als die Hälfte der Marienser lebt in der "Hauptstadt" Vila do Porto. Der Rest verteilt sich auf die wenigen Gemeinden (wie z.B. Santo Espirito) und auf die dort so typischen Streusiedlungen (z.B. Santa Barbara). Faktisch sind es 58 Einwohner pro Quadratkilometer, fährt man aber übers Land hat man das angenehme Gefühl großer Menschenleere. Dieser Umstand führt dazu, dass sich Menschen - egal ob zu Fuß oder motorisiert - gerne begegnen und dabei immer höflich grüßen, auch aus dem Auto heraus. Ãœberhaupt sind die Marienser ein liebenswürdiges Völkchen, wirklich sehr gastfreundlich, ja sogar kosmopolitisch (viele Verwandte leben in den USA und Kanada), aber andererseits auch zutiefst gläubig und traditionsbewusst. Deshalb sollten z.B. Frauen im Urlaub das Oben-ohne-baden sein lassen, wollen sie nicht von der Polizei eingebuchtet werden (ist schon vorgekommen).
Wer auf Santa Maria urlauben, länger oder auch ständig leben will, muss nicht unbedingt perfekt Portugiesisch sprechen. Gutes Schul-Englisch und ein Dutzend einheimischer Phrasen reichen vollkommen aus. Das Angenehme an Santa Maria ist, dass fast jeder Zweite hier Englisch spricht; egal ob an der Tankstelle, im Supermarkt oder auf den Behörden. Das macht das Leben sehr leicht und unkomplizíert. Kommt dann noch ein Schuß Höflichkeit dazu, kann man (fast) alles bekommen, was das Herz begehrt.

Santa Maria hat vom Beitritt Portugals zur EU sehr profitiert. Mit EU-Geldern wurde ein Diesel-Stromkraftwerk gebaut, wurden Straßen asphaltiert und vieles andere mehr. Die Infrastruktur der Insel fängt sich langsam aber sicher an zu verwandeln; kürzlich wurde mit dem Bau eines kleinen Yachthafens begonnen (Fertigstellung 2008). Und wie man hört, will auch die ESA ein Kontrollzentrum auf der Insel errichten (seit langem existiert auf Santa Maria ein solches für den Flugverkehr auf dem Nordatlantik). Trotz dieses unaufhaltsamen Wandels wird Santa Maria zumindest mittelfristig ein Hort der Ruhe bleiben, eine wirklich paradiesische Insel im Atlantik, die von Deutschland nur 4,5 Flugstunden entfernt ist.

Wer noch mehr Infos und vor allem auch Bilder aus erster Hand zu Santa Maria haben will, sollte bei www.ilhadesantamaria.com.sapo.pt vorbeischauen.

Francis
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Beitrag von Francis » 08.11.2011, 23:00

Einige falsche Infos die sollten korrigiert werden.

Das West von Santa Maria ist total dem Nordwind und noch wichtiger dem Westwind exponiert, deswegen gibt es kaum ein Unterschied (1 C) was die Temperatur betrifft zwischen Santa Maria Flughafen (100 meter übers Meer, 36 Breitengrad) und Santa Cruz das Flores (Station viel mehr windgeshutzt, 40 m übers Meer, 39 Breitengrad!).

Das Rest der Küste von Santa Maria ist nicht so extrem windexponiert (Sao Lourenço und Praia Formosa gut geschutzt) aber nicht so geschútzt wie die Küste der Azoreanische Riviera (70 km weiter nördlicher, Caloura - Vila Franca do Campo, einzige Küste der Azoren in absolute Südlage, auf Sao Miguel), und deswegen auch weniger warm.

Der Grund warum Santa Maria ein karger (weniger grün) Bild bietet als die azoreanische Riviera iist genau der gleiche wie Graciosa (39 Breitengrad) im Vergleich mit die nachbar Inseln: die durschnitlliche Höhe ist wesentliche tiefer, es gibt kaum hóhe Gebirge, deswegen fliesst weniger Wasser bis an die tiefere gelegene Gebiete.

DANN...
Für Santa Maria gilt genau die gleiche klimatisch Grundgesetz wie für alle andere Azoreninseln : 20% Anstieg der relative Luftfeuchtigkeit (und einiges mehr was die Niederschláge betrifft) pro 100 m Anstieg der Höhe.

siehe in deutsch:
http://forum.azoren-online.com/viewtopic.php?t=287

siehe auch dieses Video, das ich gemacht habe am 6 November 2011:
http://www.youtube.com/watch?v=gevnUxzbFXg

--- Climate notes
November 6, 2011 - It was maybe the last sunday this year with water temperature above 20 C, although still last weekend the ocean at this beach iwith south exposure was 22 C.

in the Azores relative humidity increases nearly 20% in average with each 100 meters increase in altitude.
This is why in Autumn and Winter Almagreira (150 meters above Praia Formosa) stays often all day in the fog, while there is never any fog at Praia Formosa, at sea level

Natalie
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Re: Infos zu Santa Maria, die in keinem Reiseführer stehen

Beitrag von Natalie » 27.07.2016, 11:00

ich brauche unbedingt 2 Fahrräder auf Santa Maria. Kann ich sie denn irgendwo anmieten und wo?

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Re: Infos zu Santa Maria, die in keinem Reiseführer stehen

Beitrag von Roman » 28.07.2016, 08:29

Servus,

SMATUR sollte haben. ilha do Sol auch.

btw:
ein "brauche unbedingt" gibt es auf den Azoren nicht, allenfalls ein "vielleicht gibt es"...
Nicht vergessen: der ROTHER WANDERFÜHRER AZOREN 2024 - 105 Touren, aktuell recherchiert in der gewohnten Rother-Qualität erscheint 2024 neu!!
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Informationen zum Wanderbuch unter: http://rother.azoren-online.com

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Re: Infos zu Santa Maria, die in keinem Reiseführer stehen

Beitrag von hjh » 29.07.2016, 11:17

In den vergangenen 15 Jahren, in denen mir die Azoren zur 2. Heimat wurden, hat sich das Angebot kollosal erweitert. Man denke nur an die zahlreichen großen Fachmärkte, die gebaut wurden. Das "Vielleicht-gibt-es" wird, jedenfalls auf den großen Inseln, immer seltener.
hjh

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Re: Infos zu Santa Maria, die in keinem Reiseführer stehen

Beitrag von Roman » 29.07.2016, 19:34

Es geht hier um Santa Maria, nicht um Sao Miguel oder Terceira. Auf Santa Maria regiert glücklicherweise noch das vielleicht-gibts-das.
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