Maisbrot aus Ponta Delgada

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Dieter Gosdzinsky
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Maisbrot aus Ponta Delgada

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 01.10.2008, 20:34

Guten Abend,

ich habe da unten Eure Kommentare über den bei Euch anstehenden Massentourismus gelesen, habe geschmunzelt, werde nichts kommentieren, sonst trete ich wieder so eine Lavine los.

Aber was anderes, was mich-(uns) schon lange beschäftigt:

Wir hatten mal in Ponta Delgada, an der Markthalle, wo da links ein Schlachter ist und rechts ein Käseladen, der auch Maisbrote verkaufte, uns am Abreisetag, so als Souvenir, neben Käse und Ananas, so ein lecker knusprig aussehendes Maisbrot mitgenommen, das sich dort in erstaunlicher Anzahl, z. T. auch angeschnitten, Einheinische erworben. Dachten wir, daß muß toll schmecken, zu Hause, als Andenken. Der Käse war ok, etwas streng, aber zu groß, die Ananas sauer, das Brot war eine klietschige, schwere, nasse, krümelige Angelegenheit. Wir haben es aufgebacken, im Toaster getrochnet, zum Trocknen in dieSonne gelegt, es bleib ein Klietsch und geschmeckt hat es auch nicht, nach nichts.
Weiß jemand von Euch, wie man das zubereitet ? Da haben wir doch sicher was falsch gemacht, es kann doch nicht sein, daß die halbe Hauptstadt so ein Brot ist, wo es doch durchaus auch anderes zu kaufen gibt.


Gruß Dieter

Ze
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Beitrag von Ze » 01.10.2008, 21:21

Hallo Dieter,

was Du da gekauft hast war EU-Brot! :(
Maisbrot ist zwar Geschmackssache, aber so ein Klitsch ist es erst in neuerer Zeit. Seit eine EU-Verordnung durchgesetzt wird, dass gehandeltes Brot (im Gegensatz zum Eigenverbrauch) nur noch aus kommerziellen Großbäckereien kommen darf, gibt es auf dem Markt diesen ungenießbaren Klitsch.
Hintergrund:
Bestimmend für den Geschmack und die Konsistenz ist das Verhältnis Maismehl zu Weizenmehl. Denn auch im Maisbrot ist beides.
Wenn der Weizenmehlanteil gering ist (wie, auch aus Sparsamkeitsgründen, im Hausgemachten) ist die Gefahr von Klitsch gering und es schmeckt auch besser (ist allerdings nicht lange haltbar und schmeckt alt auch nur noch fade). Das nötige Backklima dafür haben aber nur die alten Steinbacköfen, wie man sie in den alten Häusern noch häufig findet.
Stellt man es Großtechnisch her, in modernen Backöfen, muss der Weizenmehlanteil größer sein, da diese Backöfen die ansonsten zu große Menge der entstehende Feuchtigkeit nicht abführen können.
Da früher, als das Brot noch traditionell gebacken wurde, die Leute Pest, Cholera und noch schlimmeres bekamen, hat die EU sich endlich um die Gesundheit der Menschen gekümmert. (Das war Ironie !! Ich esse es schon seit Jahrzehnten)
Ein klassischer Nebenerwerb vieler Familien wurde damit zerstört, aber die viel haben bekommen jetzt noch etwas dazu, ein Segen.
Zur Strafe müssen die Städter jetzt diesen Klitsch essen und wieder ist ein kleines Stückchen Tradition zerstört.

Das gleiche gilt übrigens für ein anderes traditionelles Gebäck, Massa sovada. Ein süßes Brot, Hefeteig, ähnlich dem im hessischen bekannten „Eier-Weck“.
Wenn es nicht im Steinofen gebacken wird, gibt es klitsch. Aber Hausbäckerei ist natürlich auch für das Finanzamt ein Greul und so ist damit inzwischen auch Schluss.

Na ja, meine Meinung zur EU kennst Du ja.

Liebe Grüße
Ze


Rezept für Maisbrot:
http://www.chefkoch.de/rezepte/55947115 ... sbrot.html

Rezept für Massa Sovada:
http://peho.typepad.com/chili_und_ciaba ... da_po.html

horta3

Beitrag von horta3 » 02.10.2008, 12:20

Hallo Dieter,

scheinbar bist du nach dem Krieg nicht mit Mais aus Amiland und den damit erzeugten Speisen konfrontiert worden, sonst hättest du erst gar nicht in PD das Zeugs gekauft.

Meine Frau hat aus Spaß am Experimentieren hier bei uns im historischen Backhaus mal nach allen Richtungen und Großmutterrezepten versucht Brote mit Maismehlanteilen zu backen. Die gelbe Farbe suggeriert einen großen Anteil an Eiern, was aber dann auch der einzige Vorteil ist, obwohl kein Ei verwendet wurde. "Geschmacksache" sagte der Affe als er in Seife gebissen hatte.

Wenn man Hunger hat, dann schmeckt fast alles.

MfG :lol:

Ze
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Beitrag von Ze » 02.10.2008, 18:34

Wie war das mit der "Gnade der späten Geburt"?

LG Ze

Dieter Gosdzinsky
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Maisbrot und andere Lebensmittel

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 02.10.2008, 20:24

Allen einen guten Abend und Danke für Antworten und Rezepte.
Ich bin zwar noch knapp Kriegskind, habe sogar die Blockade in Berlin genossen, aber an Maisbrot kann ich mich nicht erinnern, an Trockenkartoffeln und so rote süßliche Trockenschipsel, POM, Cadberry und Nährhefe, ja, und an Russenbrot, war auch klietschig.

Aber im Ernst, das Brot sah so appetitlich aus und so viele Leute haben das gekauft, da dachten wir, das muß was Gutes sein. Wir haben das beobachtet, es regnete meiner Alfa flog der Schirm weg und wir standen in der Halle unter, probierten Käse, und so kam das dann.

Ich - meine Alfa ja nicht- probiere immer überall alles, was ich irgendwo sehe, denn ich denke mir, was die dort essen kann mich ja auch nicht umbringen, es muß mir ja nicht schmecken, aber ich habe es wenigsten probiert.

Ich denke noch an meine ersten Austern in Sete, für 5,00 FF das Kilo, die soll man ja so ganz herunterschlucken, habe ich gemacht, haben dann wohl weitergelebt bis Barcelona, wollten immer wieder hoch, und dann auf die Fähre, da war vielleicht was los.

So schlimm war das Brot nicht.

Gut, die Frage ist zur Zufriedenheit beantwortet, danke noch mal. Meine Vermutung war aber eher, daß die Acorianos das irgenwie weiterverarbeiten, Tricks, die wir nicht kannten o.Ä.

Ich wünsch Euch eine schöne Zeit, dem Ze in DL :? und anderen auf ihren Inseln.

Gruß Dieter

klee
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Beitrag von klee » 02.10.2008, 20:30

Hallo ihr,

ich habe 2006 auf Sao Jorge mal ziemlich leckeres Maisbrot gegessen. Gekauft hatte ich es aus dem Auto des Brotlieferanten heraus.

Grüsse,
klee

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