Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

alles rund um die Azoren allgemein.
Dieter Gosdzinsky
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Krise

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 30.01.2010, 21:20

Sei gegrüßt Ze und alle die mitlesen, speziell Klee,

ja, es sieht sehr, sehr bescheiden aus und - obwohl es seitens der Politik schöngeredet wird - das ist noch lange nicht überstanden. Die Azoren leiden sicherlich sehr, aber bestimmt - relativ - weniger als die Balearen. Die Bauwirtschaft, eines der spanischen Wirtschaftsmotoren in den Vorjahren, ist praktisch vollständig zum erliegen gekommen, mit dem Verlust von tausenden von Arbeitsplätzen. In Spanien gibt es parktisch keinen Mietwohnungsmarkt, jede Familie ist mit ihrem Wohneigentum auf Jahrzehnte, zum Teil 40 Jahre lang, verschuldet, und wenn es dazu kommt, dass die Hypotheken nicht mehr bedient werden können, fällt uns hier alles auf den Kopf, exakt wie in USA. Die Banken sind gut über die Runden gekommen, die hatten so gut wie keine Subprime-Zertifikate. Ich hoffe nur, dass uns nicht in den nächsten Jahren eine gewaltige Inflation - zur Abgeltung der Staatsschulden - überrollt und wieder einmal viele Lebensträume zerstört.
OK, ansonsten ist es saukalt, gestern Morgen so bis 10.00 h Bodenfrost, Dezember und Januar viel Regen und Sturm, die Mandeln blühn, verspätet, und man versucht, mit etwas mehr Arbeit und weniger Erlös zurechtzukommen. Zum Glück leben wir hier billig, keine Mode, keine Klamottenkosten, weniger Heizung, und überhaupt, wenig Möglichkeit, Geld auszugeben.
Mein Alfa drängelt schon lange, will wieder in den Altlantik, mal sehen, wie es klappt.

Schönes Wochenende Euch allen Dieter

DuffMcKagan
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Beitrag von DuffMcKagan » 16.02.2010, 14:38

Inselindianer hat geschrieben:Der Tourismus hat im Jahresabschlussbericht 2009 einen Einbruch um ca. 22 Prozent erlitten. Die Gründe:

1. Zu teure Flüge von Lissabon/Porto, durch Monopol von Sata und TAP (staatliche Fluggesellschaften mit starken Lobbies in den Parlamenten, die andere, preiswertere Anbieter bis jetzt erfolgreich verhindern konnten)

2. Viel zu teure Ãœbernachtungskosten, im Vergleich zum Rest von Europa.

3. Extrem schlechtes Wetter in 2009 (nur August bis Mitte September gab es einen "Sommer")

4. Fehlendes touristisches Angebot: Schlechte Restaurants, schrullige Kneipen, kaum Erlebnispotential außer Wandern und Walbeobachtung. Schlechte Englischkenntnisse, selbst der im Tourismus tätigen Unternehmer. Hinzu kommt neuerdings die krankhafte Prohibition von Cannabis und der wirklich schlechte Wein, der seinesgleichen sucht. Warum sollte man also länger als 3 Tage hierher kommen? Was bleibt, sind Lehrerehepaare mit "Mephisto"-Wanderschuhen, die bei jedem Esel in Verzückung geraten, der am Wegesrand steht. Na ja - wers mag....

Wirtschaftskrise kann man das nicht nennen, weil sich ja ein Großteil der Bevölkerung zumindest mit Lebensmitteln selbst versorgen kann. Es ist eher eine gesellschaftliche Krise, die nicht nur den Tourismus unterdrückt, sondern auch viele einheimische Jugendliche zum Auswandern bewegt.
Zwar etwas spät und eigentlich hat meine folgende Antwort nichts mit dem eigentlichen Threadthema zu tun, aber ich will das trotzdem mal kommentieren :

Punkt 1 - ja stimmt, die Azoren können nur sehr teuer angeflogen werden.

Punkt 2 - kam mir während meines Azorenurlaubs nun nicht so vor. Wir hatten 2 Häuser gemietet ( eins auf Sao Miguel, eins auf Pico) und preislich war das jew. absolut OK ( jew 45-50 € pro Tag). Das waren sicher keine Luxusherbergen sondern einfache Häuser, aber wir haben uns sehr wohl gefühlt. Auf den Kanaren bekomme ich ähnliche Häuser sicher noch mal ein paar Euro günstiger, auf Madeira kostet es ungefähr das gleiche - in Dänemark hingegen zahle ich z.B. deutlich mehr. Zu Hotelpreisen kann ich nichts sagen.

Punkt 3 - da ich nur einmal da war, kann ich dazu nicht viel sagen. Generell weiss man doch aber, dass man auf den Azoren auch für Regen gewappnet sein muss. Leute, die nur Sonne und Strand suchen, kommen nicht auf die Azoren. Wir hatten im September 2008 jedenfalls insgesamt sehr angenehmes Wetter. Genau richtig zum Wandern und Natur geniessen - was eben die meisten Azorenurlauber auch machen wollen.

Punkt 4 - siehe Punkt 3. Aus der Sicht eines Touristikmanagers sind die Azoren sicher kein attraktives Ziel, da die Inseln eben schon weitesgehend aufgrund fehlender Strände und fehlender Wetterrahmendaten (keine 30 Grad und Dauersonne von Mai - September) für den üblichen deutschen/eurpäischen 'Massentourist' mit 'All Inclusive Attitude' nicht interessant sind. Als Ergebnis siedeln sich dann natürlich auch nicht bzw. nur in sehr kleinem Rahmen die üblichen Tourismus-Industrien vom Grosshotel über div. Wassersportverleihe bis hin zu Restaurants aller Art vom McDoof über Saufbar bis hin zum Edelrestaurant auf den Inseln an.

Aber gerade das macht für mich den Reiz dieser wunderbaren Inseln aus - sie sind im Vergleich zu den Kanaren, zu Madeira und zu den meisten Inseln des Mittelmeers immer noch sehr ursprünglich, wenn man auch immer wieder hört ( oder auch von den 'alteingesessenen' hier lesen kann...), dass auch diese Ursprünglichkeit immer mehr verloren geht.

Im Endeffekt bin ich lieber von Lehrerehepaaren mit Mephisto-Wanderschuhen umgeben als von gröhlenden, sangriasaufenden Prolls mit Bierwampe und Sonnenbrand. Und auf den Azoren kann man den Mephisto-Wanderschuh-Trägern auch ansonsten ganz gut aus dem Weg gehen.

Zum Wein : Der Cheiro ist wirklich ein reiner Fusel übelster Art, aber der genannte Frei Gigante und auch ein Basalto und ein paar andere Azorenweine haben mir sehr gut gemundet. Dies kann natürlich dem beim Weintrinken üblichen 'Urlaubseffekt' geschuldet sein (ist halt etwas anderes, auf der Terasse des Ferienhauses zu sitzen, den Delphinen im Meer zuzuschauen und dabei einen Wein zu trinken als wenn man zuhause im gewohnten Umfeld in Deutschland sitzt...) und ich bin mir auch sicher, dass diese Weine einem direkten Vergleich mit guten Tropfen aus dem port. Douro-Tal, mit einem spanischen Toro oder Ribera del Duero oder auch mit einem Franzosen aus Bordeaux oder dem Chateauneuf nicht standhalten können, aber zumindest im Urlaub haben sie mir als Weintrinker gut geschmeckt :D ... Und das PLV war dabei sehr gut.

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 09.11.2013, 10:37

Auch 2014 wird nicht besser
Um die mit der Troika vereinbarten Haushaltsdefizite zu erreichen und das Verhalten der Anleger wiederzugewinnen, plant Portugals Regierung weitere harte Sparmaßnahmen. Der Haushalt für 2014 sieht Ausgabenkürzungen von 3,9 Milliarden Euro vor, die vornehmlich über Senkungen der Gehälter im Staatsdienst und bei den Renten erreicht werden sollen. Das Parlament, in dem die sozialdemokratische Regierung dank Koalition mit der CDS über eine Mehrheit verfügt, dürfte dem Entwurf zustimmen. Allerdings könnte das Verfassungsgericht wieder Einwände erheben.
2014 sollen die Gehälter im Staatsdienst ab 600 Euro zwischen 2,4 % und 12 % gekürzt werden. Zudem will die Regierung die Zahl der Beamten mindestens um 2 % reduzieren. Vor allem in den Schulen soll Personal gekürzt werden. Dem Bildungsbereich werden nächstes Jahr 580 Mio. Euro weniger zur Verfügung stehen. Die bereits 2012 und 2013 gekürzten Ausgaben im Gesundheitsbereich sollen ebenfalls gesenkt werden, um 300,4 Mio. Euro. Arbeitslosengeld, Renten und Pensionen werden ebenfalls gekürzt.
Die Regierung beharrt somit auf dem harten Sparkurs, musste jedoch einräumen, dass dieser 2013 nicht die gewünschten Ergebnisse brachte, denn das Haushaltsdefizit im laufenden Jahr soll voraussichtlich 5,9 % des Bruttoinlandprodukts erreichen und somit das von der EU vereinbarte Ziel von 5,5 % übersteigen. Dennoch sieht der Haushaltsentwurf für 2014 eine Rückführung des Defizits auf 4 % des BIP vor.
Aus: Algarve Vida, Heft 11/2013

Anmerkung: Im vergangenen Monat hatte ich eine Behördenbesichtigung beantragt. Es kamen 5 Beamte mit 3 Dienstwagen und 3 Schoffören zum vereinbarten Termin aufs Land gefahren. Eine Sparmaßnahme? Nun, schließlich wollen auch Fahrer beschäftigt werden. Derzeit sind 21.545 Azorianer ohne Arbeit, das sind 17,7 %, neben Lissabon der höchste Prozentsatz in Portugal. Dazu: Die Kaufkraft liegt auf den Azoren etwa 20 % unter der des Festlands. Am höchsten ist sie in Ponta Delgada, wo sie sogar 5 % über dem Durchschnitt liegt, am niedrigsten in Corvo mit 63 %, gefolgt von Graciosa und Sao Jorge mit 69 %.
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Re:

Beitrag von XT600 » 10.11.2013, 22:01

Inselindianer hat geschrieben:Der Tourismus hat im Jahresabschlussbericht 2009 einen Einbruch um ca. 22 Prozent erlitten. Die Gründe:

1. Zu teure Flüge von Lissabon/Porto, durch Monopol von Sata und TAP (staatliche Fluggesellschaften mit starken Lobbies in den Parlamenten, die andere, preiswertere Anbieter bis jetzt erfolgreich verhindern konnten)

2. Viel zu teure Ãœbernachtungskosten, im Vergleich zum Rest von Europa.

3. Extrem schlechtes Wetter in 2009 (nur August bis Mitte September gab es einen "Sommer")

4. Fehlendes touristisches Angebot: Schlechte Restaurants, schrullige Kneipen, kaum Erlebnispotential außer Wandern und Walbeobachtung. Schlechte Englischkenntnisse, selbst der im Tourismus tätigen Unternehmer. Hinzu kommt neuerdings die krankhafte Prohibition von Cannabis und der wirklich schlechte Wein, der seinesgleichen sucht. Warum sollte man also länger als 3 Tage hierher kommen? Was bleibt, sind Lehrerehepaare mit "Mephisto"-Wanderschuhen, die bei jedem Esel in Verzückung geraten, der am Wegesrand steht. Na ja - wers mag....

Wirtschaftskrise kann man das nicht nennen, weil sich ja ein Großteil der Bevölkerung zumindest mit Lebensmitteln selbst versorgen kann. Es ist eher eine gesellschaftliche Krise, die nicht nur den Tourismus unterdrückt, sondern auch viele einheimische Jugendliche zum Auswandern bewegt.
zu 1.: erstens bekommen die Inselbewohner doch Sonderkonditionen die sogar von der EU nicht mal als Diskriminierung von Ausländern durchflielen Spezialpreise - ja Konkurrenz belebt das Geschäft aber wenn kein Geschäft in Sicht da bildet sich keine Konkurrenz...

zu 2.: FALSCH: schlechtes Value oder "Preis-Leistungsverhältnis", weil auch hier sich 2-3 Unternehmen den Markt teilen und die aus welchen Gründen auch immer, es nicht als erstebenswert sehen, die erwirtschafteten Euros in Rennovierungen von Bädern und Zimmern zu stecken (Terra Nostra hat es ja wohl mal erlebt) - in Portugal bezahlt man außerhalb Augusts zwischen 35-60€ durchschnittlich für ein ordentliches Zimmer (teils mit Minimalfrühstück) - auf Acores ist das teils doppelt so hoch, allerdings auch nur ordentliches Zimmer (nichts was 120€ rechtfertigte)

zu 3. für's Wetter kann nun wirklich niemand (außer Gott) was.... diese Grundsätzproblem werdet ihr immer haben - genau aus dem Grund habt ihr ja die versoffenen Skandinavier geholt, weil die eben weniger anspruchsvoll sind (allerdings haben die Verantwortlichen vergessen, daß die halt saufen wie Loch)

zu 4. stimmt teilweise, gute Restaurants sind rar - was willst du mit dem Kiff-Verbot sagen? Willst du Coffeshops wie in Amsterdam auf den Azoren etablieren um die Finnen mit den Rastas und Hip-Hoper zu ersetzen? Schelchte Wein? Wenn du den Labador für 1,49€ kaufst, den gibt's auch beim Kaufland in Deutschland (für 1,99€) - den super Wein (aus ganz PT) gibt's doch im Supermarkt!!! Oder meinst du die Jugendlichen bleiben hier, wenn sie kiffen dürften? Ja im Rausch lässt sich's leichter ertragen - lösen tut sich aber nichts von selber, oder?

Englischkenntisse fand ich immer relativ gut, auch weil wir im Juni immer viele kanadische und US-Auswanderer getroffen haben....

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 07.02.2014, 12:52

Dieser Tage mailten mir die „Finanças“, ich solle Kassenbons für eine Lotterie aufbewahren. Und dazu lese ich in Spiegel-Online:
Mit einer Kassenbon-Lotterie will Portugal künftig die Schattenwirtschaft im Euro-Krisenland bekämpfen. Die Mitte-rechts-Koalition hat am Donnerstag beschlossen, wöchentliche Verlosungen unter Bürgern einzuführen, die nicht vergessen, beim Einkauf und von Dienstleistern eine Rechnung zu verlangen, und auf dem Beleg auch ihre Steueridentifikationsnummer eintragen lassen.
Man wolle mit dieser Maßnahme den "steuerlichen Bürgersinn" fördern, erklärte Präsidentschaftsminister Luís Marques Guedes nach einer Kabinettssitzung. Um Steuerzahlungen zu umgehen, kassieren Unternehmer in Portugal besonders häufig ohne Beleg. Der Umfang der Schattenwirtschaft wird von Experten inzwischen auf mindestens 27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt. Zu dem Anstieg hat auch die Anhebung der Mehrwertsteuer auf 23 Prozent im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen beigetragen.
Details der Verlosungen, die ab Anfang April stattfinden sollen, wurden zunächst nicht bekannt. Nach Berichten der Zeitungen "Diario de Notícias" und "Público" will die Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho die Portugiesen vor allem mit Luxusautos und Bargeld als Preisen im Gesamtwert von zehn Millionen Euro jährlich "erziehen".

Aus: Spiegel-online vom 06.08.2014

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 01.03.2014, 09:07

Jeder ist sich selbst der Nächste
Die Wirtschaftskrise hat die Azorianer immer noch fest im Griff. Aber in den öffentlichen Verwaltungen hat man dies für die eigenen Bediensteten verdrängt. Alle erhalten wieder ihre Gehaltszuschläge, außer im Kreis Lagoa. Und überall in den Ämtern wurde wieder die 35-Stunden-Woche festgeschrieben. Weniger arbeiten für mehr Geld. Das erinnert mich fatal an Griechenland.
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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 07.03.2014, 08:10

Schlagt Euch so durch!
12.000 Azorianer erhalten keine Arbeitslosenunterstützung. Das Leben ist hart. Ein Glück, dass man sich weitgehend auf die Großfamilie verlassen kann.
hjh

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 28.04.2014, 09:58

Mehr als 7.000 arbeitslose Azorianer, das ist mehr als die Hälfte, hat nicht einmal einen Grundbildungsabschluss. Das beinhaltet: Lesen, Schreiben und einfache Mathematik beherrschen sowie das Verständnis für die soziale und natürliche Umwelt. Mir sind auch schon des Öfteren Azorianer begegnet, die nicht einmal lesen und schreiben können. Bildung schützt also vor Arbeitslosigkeit.
hjh

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von damtos » 28.04.2014, 16:04

Dann würde mich einmal interessieren, woran es liegt, dass viele Azoris keinen Schulabschluss haben. Schulen stehen doch in fast jedem größeren Dorf zur Verfügung und Kinderarbeit gibt es auch nicht mehr dort.
Oder stimmt immer noch die Aussage von Mark Twain Ende des 19.Jhd., indem er dem Sinne nach schreibt: "Der fromme Portugiese betet zum Lieben Gott, er möge ihn von der lästigen Sünde befreien, mehr wissen zu wollen als seine Vorväter". ?
Das ist zwar nicht meine eigene Meinung, aber ein Kern Wahrheit scheint doch dahinter zu stecken. Andererseits habe ich auf den Inseln Leute kennen gelernt, denen ein Mitteleuropäer nicht das Wasser reichen kann.

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 02.05.2014, 05:55

Ein bißchen Wahrheit steckt in Mark Twains Äußerung auch heute noch. Das beweist der ungebremste Zulauf zu den Romeiros, mit denen zunehmend auch Frauen pilgern. Doch Kirchgänger sind die Azoreaner nicht. Trotz der zahlreichen Schulgebäude, die mit einer Inschrift auf den "Plan des Jahrtausends" zu Salazars Zeiten hinweisen, war das Schulwesen und sicherlich auch die Lehrerbildung früher unterentwickelt. Es bestand eine vierjährige Schulpflicht für die Grundbildung (ensino básico). (Heute beträgt sie 9 Jahre.) Sie endete mit einem Abschlusszeugnis (Diploma do Ensino Básico). Und lange nicht alle erreichten dieses bescheidene Ziel, oft wohl wegen unregelmäßigen Schulbesuchs. Das ist heute passé. Doch auch die berufliche Bildung war unterentwickelt. Die meisten Handwerker sind heute Selfmademen und Allround-Könner ohne besonderes Fachwissen. Allerdings: An Intelligenz stehen die Azorianer anderen Ländern nicht nach. Vielleicht aber bei den Unselbständigen am Eifer im Beruf.
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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 03.05.2014, 06:00

Zum 1. Juni 2014 wird die Camara von Ponta Delgada die 35-Stunden-Woche für ihre Bediensteten einführen.
Hat man weniger Arbeit oder ist dies ein Zeichen für ein nahendes Ende der Wirtschaftskrise?
hjh

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 10.05.2014, 08:57

In den ersten vier Monaten dieses Jahres ist die Arbeitslosigkeit auf den Azoren um 1,1 % auf 18 % gestiegen. Dagegen ging die Arbeitslosigkeit in allen anderen portugiesischen Regionen zurück. Der Durchschnitt liegt nun bei 15,1 %.

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 21.09.2014, 09:51

Der geringste Monatslohn auf den Azoren wird auf 522 € angehoben.
hjh

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von Anni » 22.09.2014, 11:41

Wie hoch war denn der geringste Lohn davor?
Und für wie viele Arbeitsstunden wird das gezahlt?
Ich habe in diesem Jahr von einem Park-Hausmeister gehört, dass er in seinem Teilzeit-Job bei der Stadt 19,-€ am Tag verdienen würde. Am Ende des Monats blieben ihm so ca. 420,-€ übrig, verklickerte er mir. Deswegen arbeitet er noch bei Verwandten und macht noch andere Jobs nebenbei.
Aber so um die 500,-€ dürfte auch auf den Azoren die kritische Grenze fürs Überleben sein - oder?

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Re: Wirtschaftskrise auch auf den Azoren???

Beitrag von hjh » 22.09.2014, 13:35

Anfang 2012 lag der Mindestlohn für Vollbeschäftigte bei 450 €.
Zum Vergleich: In Bulgarien, dem ärmsten der Eu-Länder, liegt er heute bei 174 €.
Aber die Azorianer sind gewohnt, sich nach der Decke zu strecken. Gerne verdient man sich noch ein Zubrot. Das Preisniveau ist kaum geringer als bei uns. Noch lange nicht jede Familie hat einen PKW. Urlaubsreisen können sich nur Wohlhabende leisten, zumal damit ja auch immer Flüge verbunden sind. Aber man klagt kaum, die Azorianer sind dennoch zufrieden.
Man stelle sich vor, in Deutschland müsse man mit diesen Löhnen auskommen. Was wäre das ein Gejammer!
hjh

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