Die größte Tageszeitung der Azoren ist der „Açoriano Oriental“ aus Ponta Delgada, Auflage 5.000, Erscheinungsweise täglich, Erscheinungsort Ponta Delgada. Für deutsche Verhältnisse also ein völlig unbedeutendes Blättchen, das aber wie die anderen Blättchen überlebt, weil es von der Regierung subventioniert wird. Gelesen wird es hauptsächlich in Ponta Delgada und seinen Randgebieten. In den Dörfern werden die Abonnenten per Post beliefert. Wobei diese, weil samstags und sonntags keine Post ausgeliefert wird, montags gleich drei Exemplare erhalten.
Wenn Du, lieber Leser, mal irgendwo ein Exemplar liegen sehen solltest, so schau Dir einmal die letzte Seite an. Da findest Du ein Foto unter der Überschrift „Flagrante“, was man vielleicht mit „in Flagranti“ oder „auf frischer Tat entdeckt“ übersetzen könnte.
Solange ich diese Zeitung kenne, seit mindestens zwölf Jahren, gibt es diese Rubrik.
Was zeigt dieses Aufmacherbild der letzten Seite? In aller Regel nur belanglose negative Kleinigkeiten. Mal ein Papiertaschentuch neben dem Abfalleimer, ein Schlagloch, einen schrägen Pflasterstein im Bürgersteig, ein schiefes Verkehrsschild, ein Grafiti an einer Wand, einen Abfallhaufen, eine defekte Scheibe an einem Aushängekasten usw.
Ganz selten findet man mal ein positives, schönes Foto, etwa ein Landschaftsmotiv.
Ich frage mich: Was soll das? Wollen das Leser sehen? Sollen sie oder irgendwelche Behörden damit erzogen werden, es besser zu machen? Wohl kaum. Da gibt es andere Möglichkeiten
Ich hatte mal bei der Reaktion angefragt, ob man inzwischen alle hässlichen Dinge in Ponta Delgada gezeigt habe und ob man nicht positive Beispiele wählen könne. Keine Reaktion. Man will wohl seinen Provinzialismus nicht aufgeben.
hjh
Banalitäten groß herausgestellt
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Re: Banalitäten groß herausgestellt
Also, da bin ich ja nun gar nicht Deiner Meinung. Diese Rubriken, die es nun ja fast in allen Printmedien europaweit gibt, sollen ja eben auf Miss-Stände hinweisen.
Schönheit muß - zum Glück - nicht abgestellt werden, Miss-Stande sollten es schon. Oft sind es Leserfotos, was positiv ist, weil da jemand etwas gesehen hat. Viele heben das Bein und steigen drüber weg.
Dieter
Schönheit muß - zum Glück - nicht abgestellt werden, Miss-Stande sollten es schon. Oft sind es Leserfotos, was positiv ist, weil da jemand etwas gesehen hat. Viele heben das Bein und steigen drüber weg.
Dieter
Re: Banalitäten groß herausgestellt
Im Prinzip hast Du ja recht. Du müsstest die Fotos mal sehen. Ich kenne kein Medium, in dem das oft unabänderlich Negative so ermüdend und aufdringlich Tag für Tag herausgestellt wird. Es werden hier solche Banalitäten gezeigt, da kann man nur den Kopf schütteln. Positives sieht man ganz selten. Ich habe ja nichts dagegen, wenn so etwas im Wechsel mit Positivem oder von Schönem gezeigt würde. Aber dieser mahnende Zeigefinger der Zeitung erscheint nun schon ununterbrochen Tag für Tag seit über zwölf Jahren an markanter Stelle. Wenn es Behörden betrifft, sollte man sie ansprechen und vielleicht den Erfolg herausstellen. Wenn es Bürger betrifft, so sind in der Regel solche angesprochen, die keine Zeitunglesen oder denen soetwas egal ist. Ich hatte auch einmal vor Jahren ein Foto hingeschickt. Da hatte jemand an einem idyllischen See einen Wagen Haushaltsmüll hingekippt. Das brachte man nicht. "Da will wohl ein Ausländer sagen, unsere Landschaft sei verschandelt."
Hier einige Beispiele aus der letzten Woche.
hjh
Hier einige Beispiele aus der letzten Woche.
hjh
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- Ein Pfosten ohne Tafel
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- Hier ist eine Fußgängerampel defekt.
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- Fehlende Basaltplatten an einer Mauer
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Re: Banalitäten groß herausgestellt
Kommt man da irgendwie über eine Internet-Ausgabe dran ? Ich würde mir das gern ansehen, Erinnerungen wecken.
Dieter
Dieter
Re: Banalitäten groß herausgestellt
In der Online-Ausgabe http://www.acorianooriental.pt/ werden die Fotos der Dauerserie "Flagrantes" nicht gezeigt. Es sei denn, Sie sind Abonennt.
hjh
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Re: Banalitäten groß herausgestellt
Au Mann, dann hätten die aber die Zeitung voll, wenn sie in Berlin oder Barcelona die graffiti-verschmierten Hauswände, die Riesenlöcher in den Strassen und in Lisboa die in Fernsehrkartons mitten in der Stadt wohnenden Obdachlosen und in derAltstadt die verwahrlosten Wohnviertel fotografieren könnten.
Ist schon was provinziell.
Dieter
Ist schon was provinziell.
Dieter
Re: Banalitäten groß herausgestellt
Es sollte eigentlich nicht der Rede Wert sein: Aber heute hat die Zeitung "Acoriano Oriental" mal statt der beschämend banalen Kinkerlitzchen mal ein ordentliches Landschaftsbild als Aufmacher ihrer Rückseite veröffentlicht: Den See von Furnas. Allerdings ein Motiv, das jeder kennt.
hjh
hjh
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- Als seltene Ausnahme in der Azorenzeitung als Rückseitenbild mal ein schönes Foto: Der See von Furnas
- Unbenannt.JPG (54.56 KiB) 4976 mal betrachtet
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