Arbeiten auf den Azoren

Für alle die mit dem Gedanken spielen auf die Azoren auszuwandern. Sie suchen Kontakte zu deutschpsrachigen Residenten? Sie benötigen Hilfe mit Ämtern und Behörden? Wo bekommt man welche Produkte? Was ist auf den Azoren zu beachten?
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florita
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Arbeiten auf den Azoren

Beitrag von florita » 12.12.2008, 19:05

Hallo!

Ich bin neu in diesem Forum und hab mich schon durchgeklickt, dennoch hätte ich ein paar Fragen und hoffe, Tipps zu bekommen :wink:
Mein Freund und ich, wir möchten ab Herbst 2009 für ein oder zwei Jahre auf die Azoren gehen, dort leben und arbeiten.

Ich bin ausgebildete Französisch-Lehrerin und studiere momentan Dolmetschen Deutsch-Portugiesisch-Französisch und werde im Frühling fertig. Sprachlich sollte es für mich also kein Problem sein, ich war auch schon des öfteren in Portugal und auf Madeira. Mein Freund ist Zimmerer.

Könnt ihr mir vielleicht sagen, wie wir am Besten Jobs finden könnten und auf welcher Insel es wahrscheinlich wäre, Arbeit zu finden? Bestehen überhaupt realistische Möglichkeiten, mit unseren Ausbildungen Arbeit zu finden?

Ich bin für jeden Tipp dankbar!

Florita

Ze
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Beitrag von Ze » 14.12.2008, 00:54

Hallo Florita,

wenn Du deutsch, französisch, portugiesisch und einigermaßen englisch sprichst, könnte sich wohl ein Job im Tourismus finden lassen. Aber erwarte da nicht mehr als ca. 500,- Euro im Monat.
Reiseführerin wäre sicher schön, aber hier ist erst eine umfangreiche Prüfung zu bestehen, außerdem ist es ein Saisonjob. Evtl. gäbe es einen Platz an einer Hotelrezeption.

Zimmermänner auf dem Bau sollten eigentlich leicht einen Job finden, vorausgesetzt natürlich ist ein einigermaßen gutes portugiesisch. Mehr als 10 Euro die Stunde ist aber kaum drin.

Legale, d.h. sozialversicherungspflichtige Jobs kann man aber nur als Inhaber einer Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Für den bürokratischen Prozess müsst ihr aber ein paar Monate einkalkulieren. Was im Moment dafür alles verlangt wird weis ich nicht genau, aber ein Stapel Papiere ist es immer. Es ist auch nicht identisch mit den Vorgaben auf dem Kontinent. Die Azoriaer kochen da gerne ihr eigenes Süppchen, und EU-einheitliches gibt es hier so wenig wie in den anderen europäischen Ländern. Am besten erst mal hier Urlaub machen und sich genau erkundigen.

Dass es schwer ist günstig eine Unterkunft zu finden hatte ich schon geschrieben. Auch das sollte in dem Vorab-Urlaub schon organisiert werden.

Je größer die Insel, um so eher ist ein Job zu finden. So ist an erster Stelle S.Miguel, dann evtl. Terceira oder Faial.
Ein Zuckerschlecken wird es aber auf keine Fall, sondern viel Lauferei, Bürokratie und sicher auch eine Menge Endtäuschungen Dafür bekommt Ihr im Gegenzug eine menge Erfahrungen und des Selbstbewusstsein es geschafft zu haben.

Ich wünsche Euch viel Glück!
Liebe Grüße
Ze

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antonsd
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Beitrag von antonsd » 14.12.2008, 12:54

hallo florita,

da kann ich mich Ze nur anschließen.
Bis auf die Sache mit der Unterkunft, ich bin der Meinung die gibt es hier und wenn mann länger bleiben will auch schon mal Sonderpreise!

Auf alle Fälle erst mal Urlaub machen und umsehen. Nicht nur das Wetter ist hier anders, auch die Lebensweise ist von Insel zu Insel sehr unterschiedlich!

Grüße Anton
Meine Homepage mit WebCam von Piedade/Pico.
http://www.holiday-on-pico.com
----- > Ich vermiete auch Ferienunterkünfte < -----

Dieter Gosdzinsky
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Aufenthaltserlaubnis

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 14.12.2008, 20:46

Guten Tag,

ich bitte um Nachsicht, daß ich mich zu dem Thema Aufenthaltserlaubnis äussere:

Die Bedingung, zunächst eine Aufenthaltserlaubnis zu erlagen, bevor ein legaler, sozialversicherrungpflichtiger Arbeitsvertrag in einem EU-Mitgleidsstaat zustande kommen kann, wäre nach meinem Kenntnisstand für Staatsangehörige der alten EU- Länder klar rechtswidrig. Für einige der zuletzt beigetretenen Länder gibt es Ãœbergangsfristen. EU-Bürger haben in allen EU-Ländern uneigeschränktes Auftenthalts- und Arbeitsrecht, auch ohne, wie zuvor, im Besitz von Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigung zu sein. Bei einem Auftenhalt länger als 3 Monate besteht Meldepflicht.
Das betrifft generell unselbständige, wenig qualifizierte Arbeit. Bei selbständiger Arbeit und bei Fachberufen ist natürlich der Befähigungsnachweis zu erbringen, und da wird es länderspezifisch unbequem. Na ja, versuch mal als Portugiese oder Pole in DL als Hochspannungs-Elektriker oder Kraftfahrer im Personenverkehr einen Facharbeitsvertrag zu bekommen
Für gemeldete Ausländer gilt darüberhinaus auch der Anspruch auf Reisezuschüsse, soweit eine derartige Regelung auch für Inländer existiert. Die EU hat eine WEB-Seite, in allen Sprachen, die die Ansprüche der EU-Bürger klar definiert.

Um den Broterwerb kümmert sich die EU allerdings nicht, Hartz 4 gibs auch nicht..

Gruß Dieter

Ze
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Beitrag von Ze » 15.12.2008, 02:22

Hallo Dieter etc,

nach EU-Recht muss ich eine Aufenthaltsgenehmigung in jedem Fall beantragen wenn ich über 6 Monate in einem EU-Land bleiben will.
Die Voraussetzungen für so eine AG sind zwar EU geregelt: Nachweis von Einkommen und Krankenversicherung. Allerdings dürfen die Länder weitere Bedingungen stellen. Auf den Azoren z.B. polizeiliches Führungszeugnis aus D und Gesundheitszeugnis. Beides bitte in beglaubigter Ãœbersetzung. Bescheinigung des deutschen Konsuls in Ponta Delgada über die Abmeldung in Deutschland. Numero Contribuinte, Bescheinigung vom lokalen Bürgermeister das man wohnhaft ist und was weis ich noch alles.

Jetzt wird es ein wenig wie beim Hauptmann von Köpenig: Eine Sozialversicherungsnummer (und damit Krankenversicherung) bekomme ich nur mit AG. Einen sozialversicherten Job aber normalerweise nur mit Sozialversicherungsnummer.

Die einfachste Lösung: Viel Geld auf dem Konto und KV in Deutschland (oder private KV in Portugal).
Alternativ wäre ein Arbeitsvertrag hier auf den Azoren, der das zukünftige Einkommen und die (zukünftige) Sozialversicherung sicherstellt. Dann geht es auch.
Einen solchen Arbeitgeber im Baugewerbe oder Tourismus zu finden ist allerdings ein Kunststück.
So gibt es letztenendes drei Möglichkeiten:
Herkommen, sich in sechs Monaten so einen Arbeitgeber suchen und dann alles ganz ordentlich beantragen
Oder illegal ein/zwei Jahre hier leben, ohne AG, sich mit kleinen Jobs über Wasser halten. Das geht auch, solange nichts passiert (wie z.B. ein Arbeitsunfall) und man den Ausfall an der Rente (lach) verkraften kann.
Die dritte Möglichkeit ist einfach ganz: viel Geld haben (oder eine Rente zu beziehen).

Wenn man allerdings nicht zu den Begüterten gehört, sind die Bedingungen für eine AG kein bisschen anders wie vor zwanzig Jahren. Aber zum Trost: für die kleinen Krauter ist die EU auch nicht gemacht worden. Die haben nämlich vergessen ihre Lobbyisten in Brüssel zu finanzieren (selber Schuld).

Ich will hier niemanden abschrecken, nur vergesst bitte die Bildzeitungsparolen Europa wäre heute wie ein Land. Irgendwo etwas aufbauen, seinen Platz zu finden und sich durchzusetzen, ist nicht einfacher als damals, als Du Dieter Dir Deinen Platz auf Ibiza erkämpft hast.

Noch ein Beispiel für gelebtes Europa: Mit der Öffnung der EU wurde von den Staaten auch „viel“ für die Völkerverständigung getan. In Deutschland wurden die z.B. die Sprachschulen von der Mehrwertsteuer befreit. Die Folge war, dass die Sprachkurse in D nur geringfügig teurer wurden.
In dem armen Portugal dagegen wurden jetzt Sprachkurse angeboten, die nicht nur kostenlos waren, sondern bei denen die Teilnehmer sogar eine „Aufwandsentschädigung“ bekamen. Wenn ich also als Deutscher hier auf den Azoren einen Sprachkurs in Portugiesisch besuchte, bekam ich sogar noch Geld dafür.

Alles hat wie immer viele Seiten. Nicht die neuesten Nachrichten von NTV zählen, sondern die eigne Power bestimmt wo unser Leben hingeht. Wie heißt es so schön (frei nach Kennedy):
Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern frage was du für dich tun kannst.

Ãœber dem schreiben habe ich jetzt eine halbe Flasche Wein getrunken, als höre ich besser auf bevor es noch konfuser wird.

Liebe Grüße
Ze

Dieter Gosdzinsky
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Auswandern und Arbeiten

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 16.12.2008, 19:54

Hallo Ze,
ich hab mal etwas gewartet, bis daß der Kater der Flasche Wein sich verzogen hat. Habt Ihr denn dort was Gutes? :) Für eine gute Flasche, dazu Iberico und Manchego, dafür gebe ich Einiges!

Also, ich kann es kaum glauben, daß bei Euch die Bürokratie so zäh sein soll, es verträgt sich einfach nicht mit dem Artikel 39 EG, und vielleicht hat sich nur noch niemand dagegen zur Wehr gesetzt. Mich, als militanten Europäer ärgert das. Die EU hat eine WEB, lies Dir den Artikel mal durch. Aber auch in der WEB von Portugal, die ich hier mal anhänge, tut man sich liberal.
Also, aus unserer Sicht läuft es schon einfacher als früher, ich kenn ja noch die Zeiten mit Franco, das hieß zuerst jedes Jahr rüber nach PMI zum Ausländeramt, bis ich dann als einziger auf der Insel eine Unbefristete hatte. Handicaps oder Schikanen erlebeten wir nie, auch zu damaliger Zeit, war halt anders, die haben uns immer unterstützt wo es die Paragrafen zugelassen hatten, war auch im Rückblick, eine tolle Zeit damals, wir als Exoten.
Wir versinken im Regen, seit einer Woche ununterbrochen, z.T. 75 l/m². Machs gut und halt die Ohren steif. Gruß Dieter

Anhang der WEB PT:

Anmeldung und Aufenthaltserlaubnis
Wohnsitz der Bürger eines Mitgliedsstaates des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) und der Mitglieder ihrer Familien

Für eine Wohndauer bis zu 3 Monaten sind außer der Inhaberschaft eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses keine weiteren Bedingungen oder Formalitäten erforderlich. Direkte Familienangehörige des Bürgers eines Mitgliedsstaates des EWR, die eines dieser Dokumente vorweisen können, genießen dieselben Rechte.

Der Bürger eines Mitgliedsstaates des EWR, der über einen im Land wohnen möchte, muss binnen eines Zeitraums von 30 Tagen nach Ablauf seines dreimonatigen Aufenthalts in Portugal seinen Wohnsitz bei der Gemeindeverwaltung (Rathaus) seines Wohnbezirks anmelden. Bei der Anmeldung wird eine Meldebescheinigung ausgestellt. Diese ist für 5 Jahre oder für den Zeitraum des Aufenthaltes, falls dieser kürzer als 5 Jahre ist, gültig.

Für die Ausstellung der Meldebescheinigung ist ein gültiger Personalausweis oder ein gültiger Reisepass erforderlich, sowie eine eidliche Erklärung, dass der Antragsteller:
in Portugal eine Tätigkeit in angestellter Funktion ausübt oder auf eigene Rechnung arbeitet, oder
über genügend eigene Mittel für sich und seine Familienmitglieder verfügt, oder
in einer öffentlichen oder privaten Bildungseinrichtung eingeschrieben ist und über genügend eigene Mittel für sich und für seine Familienangehörigen verfügt.
Die Bürger eines Mitgliedsstaates des EWR, die in ihrer Eigenschaft als Familienangehörige in Portugal wohnen, sollten bei der Gemeindeverwaltung (Rathaus) ihres Wohnbezirks eine Meldebescheinigung beantragen. Für die Ausstellung sind folgende Dokumente erforderlich: die Vorlage eines gültigen Personalausweises oder eines gültigen Reisepasses, ein Dokument zur Bestätigung der Familienzugehörigkeit, die Meldebescheinigung des Bürgers des Mitgliedslandes des EWR, der begleitet wird oder dem man sich anschließt.

Freizügigkeit der Arbeitnehmer und Grundsatz der Gleichbehandlung

Jeder EU-Bürger hat das Recht, in einem anderen Mitgliedstaat zu arbeiten und zu wohnen, ohne aus Gründen der Staatsangehörigkeit diskriminiert zu werden.

Freizügigkeit der Arbeitnehmer - was heißt das?

Die Freizügigkeit von Personen ist eine der vom Gemeinschaftsrecht garantierten Grundfreiheiten. Es ist wohl das wichtigste Recht, das Einzelpersonen aus den Gemeinschaftsvorschriften herleiten können, und ein wesentlicher Bestandteil der Unionsbürgerschaft.

Für Arbeitnehmer besteht diese Freiheit seit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft im Jahre 1957. Sie ist in Artikel 39 EG-Vertrag niedergelegt und beinhaltet:

* das Recht auf Arbeitssuche in einem anderen Mitgliedstaat
* das Recht, in einem anderen Mitgliedstaat zu arbeiten
* das Recht, sich zu diesem Zweck dort aufzuhalten
* das Recht dort zu verbleiben
* das Recht auf Gleichbehandlung in Bezug auf den Zugang zur Beschäftigung, die Arbeitsbedingungen und auf alle anderen Vergünstigungen, die dazu beitragen, die Integration des Arbeitnehmers im Aufnahmeland zu erleichtern.

Das Konzept und die Auswirkungen dieser Freiheit wurden in der Rechtsprechung des Gerichtshofes ausgelegt und weiter entwickelt, u. a. auch der Begriff des Arbeitnehmers. Detaillierte Informationen zu dieser Rechtsprechung finden Sie in der Mitteilung der Kommission : "Freizügigkeit der Arbeitnehmer - Volle Nutzung der Vorteile und Möglichkeiten" (KOM(2002) 694) .

Die Gemeinschaftsvorschriften über die Freizügigkeit der Arbeitnehmer finden auch auf die Mitgliedstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums (Island, Liechtenstein und Norwegen) Anwendung.

Die Freizügigkeit der Arbeitnehmer wird durch ein System zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit ergänzt sowie durch ein System zur Gewährleistung der gegenseitigen Anerkennung von Diplomen

Welcher Personenkreis fällt unter Artikel 39 EG?

Ze
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Beitrag von Ze » 16.12.2008, 22:42

Hallo Dieter,

Ja, Dieter ich kenne alle diese Verordnungen. Aber: alle Theorie ist nun mal Grau.
Wenn ich im Portugal-Forum stöbere, habe ich den Eindruck dass es in Portugal-Festland noch schlimmer ist mit der Bürokratie als auf den Azoren.
Du hast auch Recht, wenn man letzten Endes wirklich anfängt zu kämpfen, dann kann man die Bürokratie oft dazu bringen sich an die Regeln zu halten. Aber erstmal lassen sie einen gerne am ausgestreckten Arm verhungern.
Beispiel: Ich hatte (meiner Meinung nach und über EU-Norm) alle Papiere für die Verlängerung meiner Aufenthaltserlaubnis zusammen. Aber auf dem Amt erklärte man mir was ich sonst noch bräuchte. War ja kein Beinbruch, also noch mal los und den Rest besorgen. Das hat dann halt ein paar Wochen gedauert, aber ich war ja noch in der Frist.
Als ich dann den Krempel vorgelegt hatte, hieß es: Die anderen Unterlagen sind jetzt zu alt, ich solle sie noch mal besorgen.
Da bin ich ausgerastet und habe erzählt, ich hätte mit einem Abgeordneten in Brüssel gesprochen und der hätte erklärt, wer so viele Fördergelder von der EU bekommt wie die Azoren, der müsste sich auch an die EU-Gesetze halten.
Dann wurde der Papierstapel noch einmal durchgeschaut und festgestellt, es würde reichen wenn ich nur noch einen neueren Kontoauszug vorbeibringe.
Als ich dann mit dem Kontoauszug vor dem Tresen stand, meinte die Dame lächelnd: „Na, haben Sie sich wieder beruhigt?“

In Italien hat man für diese Art von Bürokratie einen super Begriff: „O libido do piccolo podere“. Kaum zu übersetzen. Wörtlich: „Der Trieb der kleinen Mächtigen“.

Aber um die Kirche im Dorf zu lassen: Ich habe hier von offiziellen Stellen, von der Stadtverwaltung bis zum Finanzamt, so viel Freundlichkeit, Entgegenkommen und Hilfsbereitschaft erlebt, dass ich bereit bin auch zu akzeptieren dass es manchmal etwas absurd zugeht.
Ãœberall sitzen nur Menschen und mit beharrlicher Freundlichkeit erreicht man eigentlich auch alles (abgesehen von Bauanträgen, wenn man einen Architekt ohne Beziehungen hat).

ABER: Mit dem Wein ist es nicht so einfach. Ich habe zur Auswahl:
Den Wein hier aus dem Dorf. Genial für Historiker, die einmal wissen möchten wie der Wein im Mittelalter geschmeckt hat, als man nur wilde Hefen hatte und als Hefenährsalz einen Eimer Meerwasser ins Fass geschüttet hat. Im Kreis der Weinbauern schmeckt er allerdings (zu fortgerückter Stunde), einfach ffantaschtisch (und das Restsalz sorgt dafür, dass man immer schön durschtisch bleibt).
Dann den „gestylten Designerwein“, meterlange Regale, hundert Sorten, und jeder hat genau 12,5 % Alkohol. Wie es die Trauben nur machen? 12,5% ist eigentlich auch zuviel für einen guten, normalen Wein. Diese Weine unterscheiden sich nur im Preis und der Stärke der Kopfschmerzen am nächsten Tag.
Ja und dann noch die Preziosen: Ab und zu findet man auch hier die wirklich großartigen Weine aus Portugal. Einen schweren Bairada (mein Favorit), etwas besonderes vom Douro, wie den Kopke (ein deutscher Weinbauer der seit Generationen dort gute Weine macht), oder einen der wenigen Spitzenweine aus dem Alentejo.
Ach ja, so quält man sich halt durch das Leben!

Lieber Dieter, sauf mir nicht ab (und da meine ich jetzt den Regen).
Mit lieben Grüßen
Ze

Dieter Gosdzinsky
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Papierkram

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 20.12.2008, 20:43

Guten Abend Ze,
das Thema Papiere ist zu umfangreich, lassen wir das, nur noch zum Abschluß eine Frage, wie macht Ihr das mit Euern deutschen Papieren, ich meine wenn der Pass abläuft oder wenn Du eine Beglaubigung oder Ãœbersetzung eines deutschen Dokuments brauchst ? Habt Ihr dort ein Konsulat oder einen Honorarkonsul oder mußt Du jedesmal aufs Festland?

Das ist ein Umstand, den z. B. hier die Marokkaner haben, obwohl es viele gibt, haben die keinerlei Vertretung und müssen nach Barcelona und ich habe das neulich auch auf dem Flug nach Kanarien gesehen, von dort müssen die sogar bis nach Madrid, die Maschine war reichlich mit Pinguinen besetzt.

Wegen des Weins frage ich Dich noch mal, aber oben, im Allgemeinen.

Bei uns scheint wieder die Sonne, es wird schön zum Fest, dazu schon einmal beste Wünsche. Dieter

Dieter Gosdzinsky
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Weinanbau und Vermostung auf den Azoren

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 20.12.2008, 20:54

So Ze,
hier meine angekündigte neugierige Frage zur Vermostung. Diese urtümlichen Vermostungen gibt es ja überall rund ums Mittelmeer, und Portugal gehört ja irgendwie dazu. Die Beeren mit den nackten Füßen auspressen und dann praktisch unkontroliert vermosten bis zum Ende, das gibt es hier auch immer noch und je nachdem wie Baccus seine Hand im Spiel hatte, manchmal schmeckt das Gebräu zuweilen hervorrragend, oft allerdings schrecklich. Trinken kann man den nur frisch, nach 1 Jahr wird der braun und macht nur noch besoffen.

Vom Zusatz von Salz habe ich allerdings noch niemals gehört. Das muß doch einen Sinn haben, die haben doch Ihre Erfahrungen, aber das behindert doch eigentlich die Gährung. Ist das ein roter oder weißer und kommt das Salz gleich mit rein oder erst später, evtl. zum Stoppen. Wenn Du das was weißt, würde mich interessieren.

Prost Dieter

Ze
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Beitrag von Ze » 25.12.2008, 21:28

Hallo Dieter,

das Meerwasser wird nach der Maischegärung dem Rotwein zugegeben. Natürlich nicht in großer Menge, schätze max. 1-2% der Mostmenge.
Außer, dass man das halt so macht, habe ich keine Erklärung bekommen. Darum meine Vermutung: Auch im professionellen Weinbau wird ein Hefenährsalz zugegeben. Evtl. hat das Meerwasser eine solche Funktion. Die Menge ist zu gering um der Hefe zu schaden und möglicherweise erhöht es die Ãœberlebensfähigkeit der wilden Hefen. Damit wäre ein höherer Endalkoholgehalt möglich. Immerhin schaffen diese Hefen hier durchaus bis zu 10%, das ist für wilde Hefen nicht schlecht.
Wie gesagt, es ist eine Vermutung. Man müsste einmal einen Fachmann fragen.

Hier auf den Azoren schneit es jetzt reichlich zu Weihnachten, allerdings fällt der Schnee in flüssiger Form. In meinem alten Steinhaus ist es dafür kuschelig, trocken und warm, :wink: da macht es Spaß draußen dem Wetter zuzuschauen.

Liebe Grüße
Ze

Bei der Gelegenheit wünsche ich allen hier im Forum ein wunderschönes, zufriedenes neues Jahr!

florita
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Beitrag von florita » 01.02.2009, 10:50

Hallo!

Vielen Dank erstmals für eure Antworten! Ze, weißt du zufällig, wo ich Infos über die Reiseführerprüfung bekommen könnte? Das würde mich sehr interessieren, wäre sicher ein netter Job!

Werde wahrscheinlich auch sonst noch ein paar Fragen haben!

Inzwischen einen lieben Gruß und bis bald,

Florita

Ze
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Beitrag von Ze » 01.02.2009, 13:35

Hallo Florita,
die Zentrale des Amtes für Tourismus ist in Horta. Dort solltest Du Dich informieren. Am besten persönlich oder telefonisch, bei schriftlichen Anfragen wird wohl nicht viel herauskommen.

Direcção Regional do Turismo
Rua Comend Ernesto Rebelo, 14
9900-112 HORTA
Telefon 00351 292 200 500
Mail acoresturismo@mail.telepac.pt

“Ein netter Jobâ€

Struffel20357
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Re: Papierkram

Beitrag von Struffel20357 » 31.01.2016, 23:30

Dieter Gosdzinsky hat geschrieben: wie macht Ihr das mit Euern deutschen Papieren, ich meine wenn der Pass abläuft oder wenn Du eine Beglaubigung oder Ãœbersetzung eines deutschen Dokuments brauchst ? Habt Ihr dort ein Konsulat oder einen Honorarkonsul oder mußt Du jedesmal aufs Festland?
In Ponta Delgada, Sao Miguel gibt es einen Honorarkonsul, Passverlängerungen gehen nur in Lissabon bzw mit Nichtzuständigkeitszuschlag bei irgendeinem Generalkonsulat der BRD in der Welt.

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