„Verschlusssache“ Azorenführer

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hjh
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„Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von hjh » 12.02.2012, 09:32

Vor etwa drei Jahren las ich in der Zeitung, die Regionaldirektion für Tourismus der Azoren habe für alle Inseln Inselführer herausgegeben. Wenn ich mir den für die Insel São Miguel ansehe: Ein handlicher kleiner Führer (Format DIN A 4 lang, 1/3 DIN A 4), knapp doch gut beschrieben, viele schöne Abbildungen, einige interessante Exkurse, 94 Seiten, 3,50 €. Außer in Deutsch gibt es ihn in Englisch und Französisch. Die Führer für die anderen Inseln sind weniger umfangreich.

Damals ging ich auf die Suche nach diesem Führer. Im Buchhandel und im Souvenirhandel kannte und kennt man ihn nicht, im Internet fand ich auch keinen Hinweis.

Also ging ich in Ponta Delgada zum Turismo-Büro. Dort gibt es wohl seit jeher Ständer mit Firmenprospekten, aber keinen mit käuflichen Dingen, auch keine Thekenständer bzw. Thekenauslagen. Wer ihn also kaufen will, muss explizit danach fragen. Wenn Sie dort sind, sagen Sie, er würde links im Glasschrank liegen. Er könnte ja sonst verstauben.
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Dieter Gosdzinsky
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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 12.02.2012, 10:39

Das Touristenbüro in Ponta Delgada war ein ausgesprochnerer Reinfall. In bester Lage, aber unsauber, verstaubt und unaufgeräumt, die Dokumente und Regale unsortiert, das Personal, die drei Mädchen, desinteressiert, desinformiert und unhöflich und ohne qualifizierte Sprachkenntnisse. Es war kein Stress, wir waren die einzigen Besucher.

Dieter

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hjh
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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von hjh » 12.02.2012, 16:14

Ja, lieber Dieter,
vielleicht kommt es darauf an, an wen man gerade gerät. Ich habe schon manch gute Auskunft dort bekommen, aber manchmal auch Nieten gezogen.
Im Januar dieses Jahres war ich mal da und fragte, wo es Azoren-Bildkalender zu kaufen gebe. Die gebe es im Buchhandel. Dies war aber letztmalig 2009/10 der Fall. Ich zeigte darauf mal ein Exemplar des sehr schönen in Deutschland erschienenen Azorenkalenders, den es auf den Azoren nicht zu kaufen gab. Völliges Desinteresse, man warf nicht einmal einen Blick darauf.
hjh

Dieter Gosdzinsky
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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 12.02.2012, 19:57

Na ja, Du bist ja wohl länger da, wir hatten eine gute Woche, und da renn ich nicht mehrmals in die oficina um einen gutenTag des Personals zu erwischen. Wir hatten uns, weil wir, was die Azoren betrifft, völlig ahnungslos waren, schriftlich an die portugisischen Touristenbüros in Frankfurt und in Madrid gewandt und haben von dort gutes und ausreichendes Material bekommen, mit dem wir so gut wie alles haben organisieren können. Gut, es hat ewig gedauert, bis das kam, wir hatten aber auch langfristig geplant, so dass es noch zur Zeit hier war.
Tourismus ist ja nun mal ein Wirtschftsfaktor, der ganz schön was bringen kann, wenn man nur will, und alles in allem haben wir den Eindruck, dass man das in Portugal noch nicht so richtig mitbekommen hat. Schade eigentlich.
Ja, ich weiss, jetzt kommen wieder die Individualisten, die keinen Massentourisamus wollen. Die sollten aber auch mal an die Leute denken, die auf dem Archpel leben müssen.

Dieter

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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von lava » 12.02.2012, 21:26

Hallo Dieter,

tja, da muss ich mich als "Azorenindividualist" wie du das genannt hast ja mal schnell melden.
"Die Leute die auf dem Arichipel leben müssen " wie du sie genannt hast, ich weiß nicht, ob die so viel vom Massentourismus profitieren. Ich bis jetzt über 30 Jahre dort und man hat hier schon immer ganz zufrieden gelebt, nicht üppig, aber zufrieden. Mich hat von Anfang an die Freundichkeit und Zufriedenheit der Leute beeindruckt und ich kann mittlerweile auf einen großen (einheimischen) Bekanntenkreis zurückgreifen und die paar schlechten Erfahrungen (Unfreundichkeit) die ich in letzter Zeit gemacht habe, lagen nur im Tourismusbereich z. b. Taxifahrer (English spoken) sind teilweise unfreundicher gerworden und auch in einigen Restaurants hat sich die Situation teilweise verändert. Ich bin nicht gegen Tourismus aber eben dagegen Massen anziehen zu wollen. Wie hat sich Sao Miguel verändert, diese grausligen großen Hotels passen einfach nicht zu den Inseln. Warum muss man überall diesen unpersönlichen Dinger bauen? Und ob der kleine Mann vom Tourismus wirklich soviel provitiert, ich bezweifle es.
Ich weiß natürlich, dass du schon wieder deine Nase rümpfst und denkst - naja, diese Träumer - aber gottseidank gibt es noch ein paar Leute, die die Inseln so lieben wie sie sind und sie möglichst so erhalten wollen.
Gruß, Lava

Dieter Gosdzinsky
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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 12.02.2012, 21:48

Na ja Lava, bevor ich in die Falle gehe, gebe ich Dir teil-recht. Ich hab es ja auch lieber, einsam und menschenleer und ich bewerte die Azoren mal so, aus unserer unvollständigen Sicht, dass Du nicht befürchten mußt, dass sich dort so richtig was tut. Da steht die Entfernung und das Klima davor. Unser Hotel war mehr mit Schiffsbesatzungen, Amis, Polen, Philipinos, als mit Touristen belegt. Ein paar Dänen waren dort.

Das mit der Zufriedenheit der Bewohner kann ich akzeptieren, das sich damit abfinden. Damit erregst Du aber Anstoß bei Weltverbesserern, wenn Du es überträgst auf noch weniger erschlossene Teile des Globus. Die Formel: Die kennen das ja nicht anders, nähmen die Dir schon übel.
Wir persönlich haben den Eindruck gehabt, dass die Leute keltisch verschlossen sind, wie die Portugiesen im Norden und die Gallegos, und nur mäßig allgemeingebildet. Ojo, meine Ansprüche sind gering. Meine besten Kontakte hatten wir dort mit Kontinenet-Portugiesen.

Ja, es stimmt, kommt mehr Geld irgendwohin, das Fussvolk lebt von den Brosamen, aber es läppert sich, besser als gar nichts.

Zudem scheint es auf den Azoren, wie auf vielen Inseln weltweit, eine ausgeprägte mafiöse Struktur zu geben, die natürlich sehr schwer zu durchbrechen ist. Es ist schon auffällig, wo überall un Ponta Delgada der gleiche Name ins Auge fällt.

Gute Nacht. Ist es da auch so kalt ? Hier hat es heute früh etwas geschneit, ungewöhnlich.

Dieter

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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von hjh » 15.02.2012, 12:02

Lieber Dieter,
zu Deiner Anmerkung eine kleine Beobachtung auf Sao Miguel:
1. Man fährt die Küstenstraße von Ponta Delgada nach Mosteiros. Dort, wo die Straße in Feteiras ihr unteres Höhenniveau erreicht hat, steht auf der rechten Seite hinter einem baumbestandenen Fincagrundstück (Malterserkreuz) vor einem Bauhof in einem Gebüsch unweit der Straße eine Windmühlenruine. Unmittelbar daneben hat man im vergangenen Jahr ein Wohnhaus errichtet.

2. Man fährt etwa 3 km weiter bis fast zum Ende von Candelária. Links weist ein Schild auf die Moinho da Bibi, auf die Bibi-Mühle hin. Dort hat eine wohlhabende Dame aus Ponta Delgada vor etlichen Jahren die ruinöse Windmühle ohne Flügel zu einem Ferienhaus umfunktioniert und noch ein kleines Wohngebäude dazugestellt.

3. Wo der Weg zur Mühle abzweigt, hat eine einheimische Familie vor etwa vier Jahren die Genehmigung zum Bau eines zweistöckigen Wohnhauses erhalten. Man hatte schon mit dem Bau begonnen, da stellte die Besitzerin der Mühle fest, dass der Neubau nur 48 m statt der vorgeschriebenen 50 m Mindestabstand zur Mühle einhalte. Was musste die Familie tun: Sie ließ die zur Mühle hin geplanten Wohnräume weg. Das Haus ist nun nicht mehr rechtwinklig, sondern hat einen rechten Innenwinkel.

4. Auf dem Grundstück unterhalb steht der Mühle ein Neubau. Nicht an der Straße, nein, man muss eine 50 m lange Einfahrt hineinfahren. Und da steht das Haus dann mitten auf freier Fläche.
Ich kenne die Gesetzgebung nicht. Vielleicht waren es denkmalpflegerische Gründe, vielleicht hatte die Besitzerin Angst, die Windverhältnisse würden gestört, wenn die Mühle, derzeit ohne Flügel, später wieder als Windmühle genutzt würde. Vielleicht hatte sie auch gute Beziehungen.

Jedenfalls: Honni soit, qui mal y pense.
hjh

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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 15.02.2012, 20:32

So genau wie Du ist mir natürlich nicht mehr alles in Erinnerung. Unser erster Eindruck waren die 3 oder 4 sehr attraktiven rot gedeckten Villen direkt auf dem saftig grünen Hügel hinter der Landstraße parallel zur Rollbahn. Sehr eindrucksvoll, und gleich hinter Ponta Delgada die riesige Parabolantenne der Telecom.

Sehr gut hat uns auch der schwarze Strand gefallen, an dem auch einziemlich großen Hotel steht, von Ponta Delgada links weg, wenn man vom Holiday Inn runter kam, in Richtung des Poligono industrial. Die Fußwege mit Lavafliesen belegt, sensationell. Da war auch ein schönes Villenviertel, machte aber einen toten Eindruck, und dann das leere Hotelgebäude an der Abzweigung zu dem Feldweg, von dem man die beiden Lagoas sehen kann. Unten stand da immer eine Wohnwagen mit einem Postkartenverkaufer, immer wenn wir vorbei kamen.

Einmal sind wie die Prozession gekommen, alles Männer, die einmal um die Inasel laufen, im strömenden Regen mit schweren Decken umgehängt, es war gruselig, und dann haben wie noch die Engel mit Schnurrbart gesucht und nicht gefunden. Die sind aber hier irgendwo im Forum als Foto präsent.

Ja, es war ziemlich aufregend, meine Alfa löchert ja, will noch mal hin, nur ist unsere Zeit für so etwas sehr knapp.

Eine schöne Zeit wünscht Dir Dieter

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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von hjh » 24.02.2012, 16:42

Lieber Dieter,
ich glaube, du hast mich missverstanden. Es ging mir hier um azorianische Baugenehmigungen.
hjh

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Re: „Verschlusssache“ Azorenführer

Beitrag von hjh » 17.09.2014, 16:47

Dieser Tage war ich nochmals im Turismo in Ponta Delgfada, dem Tourismus-Büro. Wie oben erwähnt, liegen die hübschen Reiseführer über die Insel Sao Miguel immer noch verschlossen im linken Schrank, so als sollten sie auf keinen Fall angeboten werden. Sonst gibt es sie nirgendwo. Sie bleiben also Verschlusssache.

Was ist das für eine Verkaufsstrategie!

Überhaupt sollte der zuständige Manager sich einmal in anderen Verkehrsbüros auf dem Festland orientieren. Da wird offensiv so manche nützliche Information zum Verkauf angeboten. Nichts davon in Ponta Delgada.

Sehen Sie sich auch einmal den antiquierten "Turismo"-Hinweispfeil vor dem Eingang an. Der hängt dort schon gewiss seit vielen Jahrzehnten.
Vielleicht will man ja das Turismo-Büro antiquiert erhalten, um es später als museale Einrichtung vorzeigen zu können.
hjh

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