Unsere Ansicht zu den Lebensbedingungen

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Ze
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Beitrag von Ze » 31.07.2008, 08:49

Hallo acoriano,

was siehst Du als Ursache dafür an dass viele empfindliche Pflanzen aus warmen Ländern auf den Azoren nicht gedeihen? Während Madaira dagegen ein echtes Blumenparadies ist?
Ich bin kein Fachmann für Botanik, deshalb habe ich es auf das Klima geschoben.
Wie sind Deine Erfahrungen mit Deinem Garten?

mfg Ze

Eigentlich gehört das jetzt in Klees Thread "Das wichtigste Thema überhaupt: Das Wetter!

Dieter Gosdzinsky
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Bananan und Ananas

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 31.07.2008, 20:27

Also Acoriano,
hilf mir mal auf die Sprünge, ich habe nur Sao Miguel gesehen, vielleicht liegt es daran, aber freiwachsende Bananen waren da aber nicht, scheint mir wirklich auch nicht geeignet, das braucht doch viel Sonne, oder?
Auf Madeira ja, Camara dos Lobos, Terrassenfelder, alles in Handarbeit, da kommt kein Trecker hin, sehr, sehr mühsam. Und dann meckern die Leute über die Preise.

Ananas ja, viele, viele, aber alle in grossen beheizten Gewächshäusern, waren selbst drin, war wie in der Sauna.

Zum Klima sollte man sich einigen, das ist doch total subjektiv: Unsere Insel liegt ja auch nicht am Polarkreis, aber im Winter sind die Tage schon manchmal rau. Während wir mit hochgeschlagenen Jackenkrägen die Köpfe einziehen, laufen unsere britischen Besucher(innen) miniberockt (teils sehr nett) mit Spaghetti-Täger-T-Shirt barfuss den aufdgewühlten Strand entlang, während sich Gatte - brrrr- im 18° kalten/warmen Wasser vergnügt, mildes Klima, finden die, die zittern noch nicht einma.

Und zu Dir Ze, die Bauern sagen. daß der Zitrusbaum es nicht mag, das Meer zu sehen, und die haben recht, wir sind 400 m vom der Küste, bei uns wächst alles, Oliven, Mandeln, Aprikosen, Pinien, Wacholder, Romero, Tomaten, Oleander, aber es ist uns noch nie gelungen, einen Zitrusbaum länger als 1 Jahr am Leben zu halten, trotz bester Erde und gutem Brunnenwasser.
Ein Stück weiter hoch, in einer ehemaligen Kiesgrube, 3 m unter Niveau ist ein Wald von Navel- und Zitronenbäumen mit kindkopfgroßen Früchten.
So wird es bei Euch auch sein, Pflanzen haben auch ihre Befindlichkeiten.

Guten Abend Dieter

acoriano
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Ananas, Bananen u.a.m.

Beitrag von acoriano » 01.08.2008, 06:14

Hallo Azoren-Freunde,

Stichwort Ananas + Bananen; beide Obstsorten gedeihen auf Santa Maria im Freien, also ohne Gewächshaus! Natürlich ist es sinnvoll in vom Wind angreifbaren Lagen für entsprechenden Schutz zu sorgen. An meinem durch sehr viel Urwald geschützem Standort (mitten in einer Reserva natural) ist das kaum nötig, bei dem nächsten deutschen Nachbarn (ca. 1 km entfernt), der auf einer Anhöhe wohnt, unumgänglich, da die Bananen-Stauden locker 3-4 m hoch werden...

Letztendlich wird es wieder klar: Santa Maria hat klimatisch im Azoren-Archipel eine glasklare Sonderstellung; ich bin zwar kein Botanik-Freak, aber hier gibt es sogar allerlei Orchideen-Arten, was wohl eindeutig für mildes Klima spricht...und die mariensische Ostküste ist klimatisch eh' etwas ganz Besonderes und Einmaliges! Allen Pico-, Faial- und Sao-Jorge-Liebhabern sei gesagt: Euer Klima ist nicht so gut wie das mariensische und die Erdbebengefahr ist auch weit aus größer!!!

Madeira liegt noch mal etwa 700 km südlicher als Santa Maria. Deshalb die nochmals besseren Bedingungen für die Flora. Nur: so richtig sonnig ist es auf Madeira in der Regel nur in Funchal und Umgebung; der Rest der Insel ist sehr oft wolkenverhangen und feucht-nass. Eine Madeira-Deutsche ist deshalb völlig entnervt nach Santa Maria umgezogen...

Gruss
acoriano mariense

klee
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Beitrag von klee » 01.08.2008, 06:15

Hallo Dieter,

es gibt Bananen z.B. in entsprechend geschützten Bereichen. Ideal sind dafür sogenannte Fajãs (grob gesagt Landzungen vor Steilküsten).

Nur ein Beispiel:
Auf der "rauhsten" Azoreninsel Flores gibt es so eine Fajã mit einzigartigem Mikroklima. Ich habe dort selbst Bananenpflanzen gesehen:
http://www.azoren-online.com/flores/tip ... delopovaz/

Ebenso z.B. im Garten eines Gästehauses auf São Jorge (Südküste). Was für mich einfach zeigt: auf den Azoren ist das Wetter relativ, subjektiv und man kann wirklich alle 4 Jahreszeiten finden. Das hängt aber nicht nur von der Tageszeit ab, sondern vor allem auch vom Ort, an dem man sich befindet.

In den Cinqueterre (Ligurien) wiederum wachsen massenweise Zitronen an der Steilküste mit Blick auf das Meer - das Motto der Gegend: mare e monti.

Schöne Grüße, klee

klee
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Beitrag von klee » 01.08.2008, 06:22

Hallo acoriano,

Santa Maria hat ja auch den Streit gewonnen, wo Columbus wegen Sturm an Land gehen musste: Santa Maria oder Madeira. ;-)

Aber das Argument mit den Orchideen ist auch wieder relativ. Gerade dieses Frühjahr habe ich die vielen, vielen Trockenwiesen in besonderer Lage am Albtrauf der "Rauhen" Alb besucht und massenweise wilde Orchideen ("nur" die kleinen) gefunden.

Schöne Grüße, klee

Ze
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Beitrag von Ze » 01.08.2008, 07:47

Ja, SantaMaria wird schon die Beste der Azoren Inseln sein. Bestes Klima und Erdbebensicherheit sind gute Argumente. Mich allerdings würden die esoterischen Phänomene etwas abschrecken!
Einem Bekannten von mir wurde dort in der Bucht das Boot vom Anker gerissen und es zerschellte am Ufer. Und wie Klee erinnert: Kolumbus lag 2 Nächte und einen Tag vor der Insel und kämpfte darum an Land zu kommen.
Und das alles ohne raues Wetter!
:lol: :lol: :lol: :lol:

Orchideen gibt es übrigens auf allen Azoren-Inseln.

klee
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Beitrag von klee » 01.08.2008, 08:05

Ach - jetzt sind wir endlich beim Punkt!

Welche ist die beste Azoreninsel :D 8) :lol:

Und damit werde ich gleich mal einen neuen Thread anlegen :idea:

Dieter Gosdzinsky
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Die Azorianos suchen die Superinsel

Beitrag von Dieter Gosdzinsky » 01.08.2008, 17:41

Hier mal ein Schellschuß:

Danke für die Kommentare, sehr interessant, habe ich nicht erwartet. Wir sind auf Santa Maria "notgelandet", wegen Sturms auf Sao Miguel, haben da zwei Stunden in der Flughafenhalle ausgeharrt, so um Mittenacht rum, - es goss und stürmte und flogen dann zurück nach Lisboa. Ich habe mich gefragt, weshalb es nicht möglich war die 150 pax in Sta. Maria in Hotels unterzubringen. Der Rückflug kostet doch ein Vermögen und ein Hotel hatten wir ja in Lisboa auch????

Zur Superinsel - mein Lieblingsvergleich - wird gleich mitentschieden: Welches ist das schönste, sypatischte, begehrenswerteste weiblich Wesen?
Wer das allgemeinverbindlich rausbekommt kann dann auch bestimmen, welche aller Inseln die schönste ist.

Dieter :wink:

acoriano
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Columbus und Santa Maria

Beitrag von acoriano » 04.08.2008, 10:21

Stichwort Columbus; ich kenne nur die Version, wonach das Schiff des Weltenbummlers bei der Rückfahrt seiner zweiten Amerika-Reise zwar bei Anjos (Nordwestküste von Santa Maria) vor Anker lag, er selbst musste aber ganze zwei Tage in einer nahegelegenen Steinhütte unter Arrest verbringen. Anscheinend glaubten die Marienser anfänglich nicht, dass Columbus im Auftrag des spanischen Königshauses auf Entdeckungsfahrt war...man vermutete wohl Spionage...

Wie auch immer, heute ist man sehr stolz auf die zumindest nachweisbare Anwesenheit dieses mittelalterlichen VIPs. Davon zeugt nicht nur die Statue, die in Anjos steht, sondern z.B. auch das 4*-Hotel "Colombo"...

Ãœbrigens: Santa Marias Namen stammt aber nicht von einem der Schiffe, die Columbus befehligte, sondern entspringt aus der Tatsache, dass die Insel 1427 an Maria Himmelfahrt offiziell entdeckt wurde (allerdings finden sich die Azoren auch bereits auf Venezianischen Karten des 13. Jahrhunderts !!!), aber das steht ja in jedem guten Reiseführer.

Ze
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Beitrag von Ze » 04.08.2008, 20:35

Die Beschreibung des Sturms vor St. Maria stammt von Kolumbus selbst. Ãœber die Inhaftierung hat er da allerdings geschwiegen.

Es gibt keine Unterlagen mehr über den Grund seiner Festnahme auf St. Maria. Oft, sogar in machen Geschichtsbüchern, findet man die Mär er wäre mit einem Seeräuber verwechselt worden. Dagegen gibt es aber eine plausible Erklärung:

Kolumbus wurde nach seiner Flucht nach Spanien in Portugal „strafrechtlich“ verfolgt. Einige Historiker vermuten, dass er in eine Intrige gegen den König Joao II verwickelt war (und das dies der Grund für seine Flucht war).
1488 hatte ihm dann aber Joao II einen (noch erhaltenen) Brief nach Spanien geschickt, in dem er ihm, für den Fall seiner Rückkehr nach Portugal, Straffreiheit in Aussicht stellte.
So liegt es nahe dass der dortige Militärposten von diesem Angebot Joaos nichts wusste, sondern noch einen veralteten „Steckbrief“ hatte. Dieser Irrtum wurde allerdings nicht vor Ort „ehren rettend“ aufgeklärt, sondern er flüchtete auf sein Schiff und entkam.
Diese Details aus dem Leben von Kolumbus werden heute aber nicht sehr verbreitet um seine „Größe“ nicht in Frage zu stellen.

mfG Ze

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