Forscher lösen Inselrätsel von Santa Maria

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hjh
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Forscher lösen Inselrätsel von Santa Maria

Beitrag von hjh » 27.11.2016, 12:40

Der Diplom-Geologe und Journalist Axel Bojanowski schreibt in der jüngsten Ausgabe des "Spiegel" über die neuesten Erkenntnisse zur geologischen Vergangenheit der Insel Santa Maria:

Die Azoren-Insel Santa Maria dürfte es eigentlich gar nicht geben, sie sollte längst im Meer versunken sein - doch das Eiland hebt sich unaufhaltsam. Jetzt haben Forscher eine Erklärung.

"Santa Maria, Insel wie aus Träumen geboren", singt Roland Kaiser - und trifft geologisch ins Schwarze. Die Azoren-Insel Santa Maria erscheint einem Traum entsprungen, sie lässt sich nicht erklären.
Die östlichste Insel des Azoren-Archipels im Atlantik dürfte es gar nicht geben, oder sie müsste zumindest deutlich kleiner sein. Denn Inseln versinken im Laufe von Millionen Jahren: Erdplatten, auf denen Inseln liegen, senken sich mit der Zeit in den Untergrund - wie ein Gegenstand, der lange auf Butter liegt. Die Folge: Irgendwann überflutet das Meer die Inseln.
Auch Regen und Brandung lassen Inseln schwinden: Sie tragen das Land ab. Nur stete Zufuhr von Landmasse könnte die Verluste aufwiegen. Infrage kommen: Sandreiche Meeresströmungen oder Vulkanausbrüche - sie vergrößern Inseln, halten sie über dem Meeresspiegel. Indes: Beides fehlt auf Santa Maria.
Während die anderen Azoreninseln vulkanisch aktiv sind, gelegentlich von Lavaausbrüchen und Erdbeben heimgesucht werden, versiegte der Lavanachschub in Santa Maria vor zwei Millionen Jahren endgültig; schon anderthalb Millionen Jahre zuvor war er stark vermindert.
Wie also, fragen sich Geologen, kann sich Santa Maria über Wasser halten?
Forscher der Universität Lissabon meinen, das Rätsel gelöst zu haben. Eine unbemerkte Magmaader presse die Insel nach oben - doch geltender Theorie zufolge dürfte es sie gar nicht geben.

Die Vulkanquelle, die die Azoreninseln speist, liegt in weiter Ferne von Santa Maria: 500 Kilometer entfernt verläuft der Mittelatlantische Rücken, ein Unterwassergebirgszug, aus dessen Klüften sich Lava über den Meeresboden ergießt.
Die Lava erstarrt zu Gestein - es entsteht frische Erdkruste. Die Lavamassen pressen beidseits des Mittelatlantische Rückens die Erdplatten weg, die Europäische Platte im Osten und die Nordamerikanische im Westen.
Deshalb entfernen sich Europa und Amerika fünf Zentimeter im Jahr - etwa so viel wie ein Fingernagel im Jahr wächst. Würde Kolumbus den Atlantik heute queren, müsste er zwölf Meter weiter segeln als vor 500 Jahren.
Auch die Azoren entfernen sich voneinander. Die westlichsten Inseln des Archipels, Corvo und Flores, die auf der Amerikanischen Platte liegen, bewegen sich fünf Zentimeter jährlich von Santa Maria fort, das auf der Europäischen Platte liegt.
Je weiter sich die Inseln entfernen vom Lavastrom am Mittelatlantischen Rücken, desto weniger Vulkanausbrüche erleben sie. Auch in Corvo und Flores ist die Lavazufuhr ins Stocken geraten, die letzten Eruptionen liegen Jahrtausende zurück.
Santa Maria jedoch ist schon etwa tausendmal länger vom Lavastrom abgeschnitten. Eine Folge: Statt schwarzer Strände mit Lavagestein, säumen helle Sandstrände die Insel.

Rinnen in der Steilküste verraten, dass sich das Eiland hebt: Sie beweisen, dass noch vor 3,5 Millionen Jahren Meerwasser durch Gesteine floss, die nun meterhoch über dem Atlantik liegen.
Zwei Theorien hegten Forscher:
• Die Nachbarinsel Sao Miguel, so lautete eine Idee, könnte so schwer sein, dass sie Santa Maria, die auf derselben Erdplatte liegt, hochdrückt - ähnlich wie ein schwerer Mensch einen leichten auf einer Wippe in die Höhe steigen lässt.
Indes: Sao Miguel ist erheblich jünger als Santa Maria. Die Nachbarinsel könne deshalb keine Wippbewegung in Gang gebracht haben, folgert Ricardo Ramalho von der Universität Lissabon, der zusammen mit Kollegen das Mysterium ergründet hat.
• Möglich wäre auch, dass Regen und Meer stark an Santa Maria nagen. Sie würde demnach viel Masse verlieren, immer leichter werden und deshalb hochsteigen - wie ein entladenes Schiff im Wasser.
Aber: Erosion könnte bestenfalls kurzzeitige Hebung erklären, sagt Ramalho. Letztlich würde sich das von Regen und Brandung abgetragene Material zu Füßen der Insel ablagern - und ihre Hebung bremsen. Die Meeresspuren an den Steilkliffs jedoch verrieten kontinuierlichen Aufstieg von Santa Maria, berichtet Ramalho.

Er und seine Kollegen glauben nun, das Inselrätsel gelöst zu haben: Eine unterirdische Magmaader presse Santa Maria in die Höhe, schreiben sie im Fachmagazin "Geological Society of America Bulletin".
Eine simple Kalkulation brachte die Forscher auf die Spur des Phänomens: Sie berechneten, wie viel Magma der Inselvulkan produziert hatte, als das Eiland noch durch Vulkanausbrüche wuchs.
Die Menge ergibt sich aus dem Alter der Gesteine und ihrem Volumen - je mehr Magmagestein in einer Zeitspanne entstand, desto produktiver war der Vulkan.
Das erstaunliche Ergebnis: Die Magmaförderrate entspreche jener Menge, die erforderlich wäre, um Santa Maria in ebenjene Höhe zu pressen, in der sie sich befinde, berichten Ramalho und seine Kollegen.
Geheimnisvolles im Untergrund
Würde also die Magmaförderung unbemerkt unterirdisch weitergehen, ließe sich die Hebung der Insel erklären, folgern die Forscher.
Ihrer Theorie zufolge wäre der Vulkan von Santa Maria also gar nicht erloschen, er fördere in gleicher Weise Magma wie zuvor - nur eben in der Tiefe, viele Kilometer unterhalb der Erdoberfläche. Das Magma presse die Insel in die Höhe.
Ihr Ergebnis bringe eine grundlegende Theorie der Geoforschung ins Wanken, sagt Ramalho: Inseln, die sich weit von ihrer Magmaquelle entfernt haben, sind Lehrbüchern zufolge von Magma abgeschnitten - und meist zum Untergang verdammt.


Ramalhos Studie aber zeigt, dass anscheinend unterirdische Adern Magma noch Hunderte Kilometer entfernt von der Quelle in den Untergrund pumpen.
Ihre Theorie könne womöglich auch andere Inseln erklären: Die Kanareninsel La Palma etwa liegt ebenfalls höher, als es die sichtbare Magmamenge rechtfertigen würde.
Mit Hilfe von Explosions- oder Erdbebenwellen ließe sich klären, ob sich tatsächlich Magma in der Tiefe versteckt, die Wellen entlarven Strukturen im Erdinneren. Die Forschungsanträge für solche Projekte dürften schon bald geschrieben werden.
hjh

Wolfgang
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Re: Forscher lösen Inselrätsel von Santa Maria

Beitrag von Wolfgang » 27.11.2016, 18:29

Hallo hjh, die Erklärung ist einfacher. Wir ....zwei Personen und drei Katzen....sind nicht mehr auf Santa Maria. Folglich, dass Gewicht das nach unten drückt hat sich reduziert.....grins
Gruß Wolfgang

Nomos
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Re: Forscher lösen Inselrätsel von Santa Maria

Beitrag von Nomos » 26.10.2017, 19:17

Bestimmt dürfte das auseinanderdriften der Inseln dazu führen, dass die preise für flüge und fähren in nicht allzuferner zukunft steigen dürften. ;-)

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