Vorweg: Eine Fajã ist eine Küstenebene. Wir schauen auf die Südküste von São Miguel. Auch Ponta Delgada liegt im Prinzip auf einer solchen. Die Anliegergemeinden Fajã de Cima und Fajã de Baixo tragen den Begriff noch im Namen. Ebenso sind die Stadt Vila Franca de Campo sowie das Fischerdorf Ribeira Quente Fajã-Orte.
Auf einer der größten liegt das Fischerdorf Mosteiros an der Südwestecke der Insel. Vielleicht hast Du schon einmal vom Aussichtspunkt Escalvado aus beobachtet: Dies ist, wie auch andere Fajãs, eine Sonneninsel. Die dunklen Passatwolken, die die Gebirgszonen oft in Wolken tauchen, kommen nicht bis dorthin.
Das exklusive Caloura ist mit seinen Villen, Hotels, Ferienhäusern und dem Fischerhafen wohl die attraktivste Fajã-Siedlung. Auch die Ponta da Ferraria mit ihrem Thermalbad liegt auf einer Fajã.
Drei Fajãs sind mit nicht ständig bewohnten Häusern locker bebaut: die Fajã Rocha das Feteiras, die Fajã Rocha da Relva und die Fajã do Calhau. Hier haben einige Bewohner der Anliegergemeinden Feteiras, Relva und Faial da Terra kleinere Häuschen errichtet, die sie in der Regel nur tagsüber bewohnen und um die herum klimabegünstigte Gärten mit Weinbau angelegt sind.
Am Schönsten gefällt mir Rocha da Relva: Ein fester Fußweg führt durch die Felsen recht steil hinunter, Esel übernehmen den Transport, unten erstreckt sich die einen Kilometer lange urige Siedlung.
Wesentlich kleiner ist Rocha das Feteiras. Dorthin kann man nur mit einem Geländefahrzeug. Der Weg ist stellenweise miserabel, obwohl unten Ferienhäuser stehen.
Ganz anders ist es mit der kleinen Fajã do Calhau im Osten der Insel. Bisher mussten die Eigentümer, meist Bewohner von Faial da Terra, an der Küste unter einem von Bergrutschen bedrohten 440 m hohen Steilhang entlang ihre Siedlung erreichen. (Jetzt ist der Weg verschüttet.). Daher entschloss sich die Regierung, eine feste Zufahrt zu planen. Dies war nur von Agua Retorta aus möglich. So wurde unter wirklich extremen Bedingungen 2011 eine etwa 2 km lange zweispurige Betonstraße gebaut. Sie endet abrupt vor der Fajã. In ihr gibt es nur schlechte Pfade und einen Feldweg. Zum Bau musste man ganze Berghänge in mehreren hundert Metern Höhe abtragen, die Kosten waren enorm, mehr als zwei Millionen Euro. Die in den Berg geschlagene Wunde ist riesig und viele sprechen von einer großen Umweltsünde. An einer Stelle ist die Straße schon vom Abbruch bedroht. Die Zahl der Fahrzeuge, die diese Straße täglich befahren, liegt sicherlich unter zehn.
Dennoch: Die Bauleistung ist beachtlich und verdient eine Besichtigung. Ich glaube nämlich nicht, dass es in Europa eine entsprechend unbedeutende Siedlung gibt, die mit einer solch unnötigen Panoramastraße erschlossen wurde. Ich frage mich: Hätte nicht ein einspuriger landwirtschaftlicher Weg mit Ausweichnischen genügt?: Mussten hier Millionen Euro in den Basalt gesetzt werden? Konnte man nicht wie im Nordwesten von Madeira an der Ponta do Pargo einen Personen- und Lastenaufzug günstiger konstruieren?
hjh
Prachtstraße zu einer unbewohnten Fajã
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste