Hi,
Gute Frage, warum ich auf Terceira gestrandet bin.
Es war so, dass ich 2011 den grossen Wunsch hatte, ein Haus zu bauen an einem Ort, der folgende Kriterien erfüllen sollte:
* Wunderschöne Natur und Umgebung, viel Grün
* Ein Klima wo es nie eiskalt wird wie in der Schweiz (wo ich früher wohnte...), und wo es auch nie eine solche Affenhitze gibt wie im Tessin während 3 Monaten im Sommer
* Ein Ort wo man sicher ist, wo keine Gewalt herrscht, keine Ausschreitungen, keine Schiessereien, keine Einbrüche unter Gewalt
* Ich wollte ein grosses Haus haben, auf einem mindestens 20’000qm grossen Stück Land mit toller 180 Grad Panoramasicht. Bedingung war, dass das Haus total isoliert stehen soll, ohne Nachbarn, ohne Strassenlärm.
* Es musste ein Ort sein, wo ich einfach und ohne allzu kompliziertes Umsteigen ab Mailand (Lugano, wo ich mal wohnte, ist nur 60km vom Flughafen Mailand entfernt...) hinkomme. Ein Flughafen wo Jets täglich landen, weil ich mindestens 10x im Jahr reise. (Beruflich und Urlaub)
Im Jahr 2012 hab ich mir ganz viele Orte angeschaut und viele Monate lang gecheckt, welche Orte meine Bedürfnisse erfüllen.
So war ich auf Zypern, an diversen Orten in Griechenland und Spanien Festland, auf Menorca, Madeira, Porto Santo, allen 7 Kanaren und 7 von 9 Inseln der Azoren (alle ausser Graciosa und Corvo).
Tatsache war, dass ich ein Budget von XY hatte. Trendziele wie Mallorca, Côte d’Azur, Sardinien oder überall da wo mein Budget überzogen gewesen wäre, fielen weg.
Es war EISERNE Kondition, dass ich mindestens 20’000 qm
Land wollte, und mindestens ein 500qm grosses Haus.
Die meisten Orte, welche ich besuchte, waren mir viel zu überlaufen. Zypern fand ich überhaupt nicht einladend. Griechenland gefiel mir nur an wenigen Orten, und da kosten 20’000qm und ein 500qm Haus 300%-400% mehr als auf den Azoren. Spanien Festland war mir viel zu überlaufen. Menorca fand ich nicht attraktiv. Madeira ist grauenvoll überlaufen und so gebrigig, dass ich es abweisend und unzugänglich fand. Auf Porto Santo gibt es ausser dem 9km langen Strand gar rein nichts. Auf den Kanaren fand ich Tenerife und Gran Canaria scheusslich. Viiel zu überlaufen. Auf Fuerteventura ist ausser Sand gar nichts. La Palma, El Hierro und La Gomera fand ich toll als Urlaubsziel, aber nie zum Leben!
Auf den Azoren war’s so, dass ich São Miguel aus diversen Gründen nicht mochte und immer noch nicht mag, ausser 3 touristische Punkte, die absolut toll sind in meinen Augen. Aber ich mag Ponta Delgada als Stadt überhaupt nicht. Die Leute auf S Miguel sind komplett anders als alle anderen Azoreaner. Entwickelter, aber generell viel weniger herzlich. Santa Maria: da schaute ich mir ein Stück Land an (55’000qm, das einer Deutschen gehört), aber weder das Land noch die Insel gefielen mir. São Jorge ist absolut bezaubernd, ich war 1 Monat dort umd suchte sehr intensiv nach einem grossen Stück Land. Erfolglos... Flores: da merkst Du schon nach 1 Tag, dass man da nicht mal im Traum wohnen wollte. Toll zum Besuchen, aber da ist gar nichts ausser Natur. Miserable Infrastruktur und das Problem von dauernd annullierten Flügen. Dann kam Pico dran. In Piedade fand ich ein grosses Stück Land via
www.profundimmobilien.de.
Das Land gehörte einer Deutschen, welche auf Pico lebt seit 25 Jahren. Ich war entschieden, es zu kaufen. Pico ist eine traumhafte Insel! Aber die Deutsche wollte mich nach Strich und Faden bescheissen. Sie war komplett pleite und betrog in diversen Dingen. Zum Glück hatte ich einen guten Anwalt (Borges de Carvalho aus Terceira), der es noch rechtzeitig merkte und mir sagte “Finger weg!”.
Dann flog ich nach Terceira und merkte gleich, dass mir diese Insel zu bevölkert ist, und dass alle Gemeinden entlang einer Ringstrasse liegen. Die Insel gefiel mir NICHT zum Wohnen.
Es war jedoch so, dass ich ab Oktober 2012 im Atlântida Mar in Praia da Vitória wohnte, vorerst mal 1 Monat. Der Besitzer des Hotels war der netteste Mensch, den ich auf den Azoren traf. Extrem hilfsbereit, extrem gastfreundlich. Ich war dort behandelt worden wie ein Familienmitglied. Natürlich hatte ich ein Auto gemietet, und eines Tages im November 2012 fuhr ich per Zufall über eine holprige Strasse an einen genialen Aussichtspunkt. Das Wetter war traumhaft, die Aussicht ebenso. Ich stand an einem Punkt der der Allerschönste der Azoren war, den ich in Monaten sah. So kehrte ich ins Hotel zurück und erzählte dem Besitzer, dass ich exakt an dem Punkt Land kaufen will. Das Land war Agrarland, nicht erlaubt zum Bauen. Aber ich bin Widder
und wenn die was wollen, dann geben sie ALLES um es zu kriegen. So begann dann ein LANGER Prozess. 777 Gespräche, viel Geld schmieren links und rechts (6 stellige Summe), Behördengänge à gogo, 1,5 Jahre Beistand des Anwaltes, usw. Ich wollte einfach dieses, exakt dieses Land haben, und nichts anderes. Das Land ist DERART atemberaubend, dass ich alles andere (Negative) irgendwie in den Schatten stellte. Als der Prozess mal ins Rollen kam, folgt ein Ding dem anderen. Du willst Dein Traumhaus bauen und kämpfst dafür, jeden Tag. Der Prozess ging LANGSAAAM voran. Schon während dem Bauen hatte ich die Nase gestrichen voll von vielen Dingen hier. Vor allem von der Tatsache, dass Duch JEDER (!) hier bescheisst wo er nur kann! Aber wenn Du schon 780’000€ verlocht hast nur mit Landkauf, Anwaltskosten und Schmieren, dann ist es ja normal, dass man die Flinte nicht wegwirft, sondern weiter kämpft und sein Ziel verfolgt.
Wenn ich mein Haus - auch ohne Gewinn - morgen verkaufen könnte, so würde ich selbentags beginnen mit Packen. Azoren für Urlaub IM SOMMER: Ja, ja und nochmals ja! Aber 8 Monate hast Du hier Sturm, extremen Wind PERMANENT, fast immer graue und bewölkte Tage, schlechte Infrastruktur und zig andere Dinge, welche erklären warum fast keine Ausländer hier wohnen. Ein Haus für 1,8 Millionen kannst Du hier niemals verkaufen, da kein Mensch der bei Sinnen ist und Geld hat sich jemals auf Terceira niederlassen würde. Ich bin bei Sinnen, und ich hatte das Geld um dieses Projekt zu realisieren. Aber ich war wohl zu iung, zu euphorisch und zu verknallt in mein Land. Das Land ist toll! Aber nur vom Land und einem tollen Luxushaus hast Du eben auf Dauer nicht gelebt. Was nützt Dir eine Traumsicht, wenn im Winter 8 Monate lang zu 85% nur Sch...wetter ist mit Nebel, Starkregen und Sturmböen? Es nützt Dir nichts! Was nützt es Dir, hier Geld zu haben wenn Du nicht mal Erdbeeren, Himbeeren oder GUTES Obst kaufen kannst? Die Infrastruktur hier ist grauenvoll! Es gibt exakt EINE Sorte Mineralwasser. Agua das Pedras. Die Flasche kostet 1,68€. Hier verdienen Leute 3,40€ pro Stunde. Also kauft kein Mensch Mineralwasser mit Kohlensäure. Es kommt vor, dass ich ZWEI MONATE auf Mineralwasser warten muss. Solche Dinge des nicht Erhaltens von ganz banalen Dingen nerven Dich TÄGLICH hier. Wenn‘s bei einem Fenster reinregnet, so wartest Du 5 Tage bis einer kommt. 3 Stunden später, als er es versprach. Jeder der in Europa ein anständiges, bequemes Leben führte kann hier nicht leben. Man kann verzichten, 100 Dinge nicht haben, sich bescheissen lassen und ärgern. Da dies niemand will, bin ich der absolut einzige Schweizer, der hier (noch) wohnt. Seit ich 2013 hier bin sind 90% der Ausländer die ich kannte gegangen. Sagt doch alles, oder? Für Urlaub sind die Inseln toll. Auf kurze Zeit kann man mit all den vielen Abstrichen leben. Aber hier permanent sein? No thanks
Ich werd mein Haus als Sommerhaus behalten und es im Winter entweder vermieten oder an Freunde ausleihen. Letzten Monat war ich auf Lanzarote, da ich dort was bauen will. Ein Freund von mir wohnt seit langem da, in Las Breñas. Dort hast Du auch im Winter fast immer schönes Wetter. So ein Mix von 4 Monate im Jahr Azoren, 4 Monate Lanzarote und 4 Monate Tessin/Schweiz ist ideal.